Das Landratsamt will das Betreten der Ufer verbieten, um die Natur zu schützen. Manchen geht das zu weit.

Pleidelsheim - Bei den aktuellen Temperaturen ist es ohnehin nicht ratsam, aber bald könnte ein Bad im Altneckar nicht mehr nur der Gesundheit der Badenden schaden, sondern auch deren Geldbeutel. Das Landratsamt plant ein ganzjähriges Betretungsverbot am Altneckar und seinen Ufern zwischen Freiberg und Ingersheim. Auch das Pleidelsheimer Wiesental soll künftig tabu für Menschen sein. Wer in den Naturschutzgebieten erwischt wird, müsste dann für diese Ordnungswidrigkeit eine Geldbuße von bis zu 15 000 Euro bezahlen. Das Gleiche soll gelten für Hundehalter, die ihre Tiere nicht angeleint im großflächigeren Landschaftsschutzgebiet laufen lassen.

 

„Die Vegetation wird niedergetrampelt, die Belastung mit Müll und Exkrementen nimmt zu“, begründet die Landratsamt-Sprecherin Annegret Kornmann den Schritt. Hundehalter würden „regelrechte Meutespaziergänge“ in Gruppen veranstalten. Die wild lebenden Vögel würden dadurch bei der Nahrungssuche und beim Brüten gestört. „Ein Stückchen Restnatur mit seltenen Biotopen und bedrohten Tierarten hat sich hier als schmale Kulisse entlang des ehemaligen Flusslaufs und an dem früheren kleinen Baggersee eingerichtet“, steht im Entwurf der Verfügung. Es sei kein „milderes, gleich geeignetes Mittel ersichtlich“, um Flora und Fauna zu schützen.

Naturschutz am Altneckar. Für eine vergrößerte Ansicht, klicken Sie auf die Grafik.

Jetzt helfe nur noch ein ganzjähriges Betretungsverbot

In der Vergangenheit habe man bereits versucht, Trampelpfade zum Ufer mit Holzstämmen zu versperren. Auch mündliche und schriftliche Hinweise hätten nicht gefruchtet. Daher soll nun das ganzjährige Betretungsverbot kommen. Besuchern blieben dann nur noch die geteerten Wege entlang des Flusses, und auch eine Aussichtsplattform am ehemaligen Baggersee bleibt geöffnet.

Das Landratsamt verweist darauf, dass die betroffenen Gemeinden Pleidelsheim, Ingersheim und Freiberg im Vorfeld informiert worden seien und die Reglementierung „ausdrücklich unterstützt“ hätten. In Freiberg stimmte der Technische Ausschuss des Gemeinderats mit einer Mehrheit von 10 zu eins für die Pläne des Amts. Die Gemeinderäte würden den Leinenzwang sogar gern auf die Plattwiesen östlich der Brücke von Beihingen nach Pleidelsheim ausdehnen. Vom dortigen Parkplatz starten häufig Spaziergänge von Hundeschulen. Auch die Ingersheimer Verwaltung steht hinter dem Verbot, ist aber skeptisch, dass dessen Einhaltung kontrolliert werden kann. „Unsere Möglichkeiten sind da sehr eingeschränkt“, sagt der Bürgermeister Volker Godel. Dazu komme, dass sich bei manchen Hundebesitzern die Einsichtigkeit „sehr in Grenzen“ halte.

Pleidelsheim will Ausnahmen

Auch der Pleidelsheimer Gemeinderat ist grundsätzlich für die Pläne des Landratsamts. Schon vor Jahren habe sich die Gemeinde bei der Behörde über immer mehr Hunde am Altneckar beklagt, sagt der Bürgermeister Ralf Trettner. Der Gemeinderat wünscht sich nun Bereiche, die für pädagogische Zwecke vom Betretungsverbot ausgenommen sind. Hintergrund ist ein Wasserprojekt des Waldkindergartens, bei dem Kinder das Wiesental erkunden.

Empörung löste die Nachricht hingegen bei den Fischern aus. In einem offenen Brief an das Landratsamt kritisiert der Fischerei-Hegebereich Neckar VII, ein Zusammenschluss aus sechs Fischervereinen des Landkreises, den Vorstoß. „Es ist unverständlich, dass aufgrund häufig anzutreffender und nicht angeleinter Hunde eine Verfügung entstehen soll, die weit über das eigentliche Ziel hinausschießt“, steht dort. In Zukunft seien keine Exkursionen, beispielsweise für Schulklassen, mehr möglich.

Beim Landratsamt heißt es, man könne die Kritik des Vereins nicht nachvollziehen, immerhin sei die ordnungsgemäße Fischerei vom Verbot ausgenommen. Die Fischer haben jedoch die Befürchtung, dass mit der Verfügung „die Fischerei durch die Hintertüre hinausgedrängt werden soll“, sagt Rainer Schiele vom Fischerei-Hegebereich Neckar VII. Dazu passe auch, dass das Landratsamt im Vorfeld alle Naturschutzverbände eingebunden habe, nur nicht die Fischerverbände. „Eine Einseitigkeit, die uns befremdet“, heißt es im Brief.