Derzeit ist unklar, ob es bei der Partnerschaft zwischen Birkach und Plieningen mit dem türkischen Gaziemir bleiben kann. Denn die Verbindung gestaltet sich schwierig.

Birkach/Plieningen - Das mit dem Kinderfest im April wird nichts. „Ich habe eine höfliche Ablehnung geschickt“, sagt die Plieninger Bezirksvorsteherin Andrea Lindel. Jenes Fest wird vom 21. bis 27. April im türkischen Gaziemir gefeiert – dem Bezirk in Izmir, mit dem Plieningen und Birkach freundschaftlich verbandelt sind.

 

Das Fest wird in diesem Jahr ohne eine Delegation aus Stuttgart auskommen müssen. Das haben die Bezirksbeiräte in ihrer jüngsten Sitzung beschlossen. Und zwar deshalb, weil es nur dann sinnvoll sei, sich vor Ort zu präsentieren, wenn tatsächlich auch eine Kindergruppe zu dem Fest mitkommen würde. Sonst kämen sich die Lokalpolitiker überflüssig vor. So lautet die Befürchtung. Ob eine Schule kurzfristig einspringe und mitkomme, sei aber fraglich – zumal die Teilnehmer die Anreise selbst bezahlen müssten.

Diskussion über Sinn und Unsinn der Partnerschaft

Letztlich blieb es nicht bei der Frage, ob es sinnvoll sei, das Kinderfest in der Türkei zu besuchen. Vielmehr hat sich zu diesem Anlass eine Diskussion über Sinn und Unsinn der Stadtbezirkspartnerschaft an sich entzündet. Eigentlich streben die beiden Filderbezirke seit 2009 eine offizielle Partnerschaft mit Gaziemir an. Die Beziehungen zu den türkischen Partnern waren vor allem von Andrea Lindels Vorgänger Edgar Hemmerich forciert worden. Eine offizielle Stadtbezirkspartnerschaft – so wie sie Zuffenhausen mit La Ferté sous Jouarre, Vaihingen mit Melun (beide Frankreich) und Bad Cannstatt mit dem elften Bezirk Budapests (Ungarn) pflegt – kam nie zustande.

Und sie wird auch nicht zustande kommen. „Die drei bestehenden Stadtbezirkspartnerschaften sind historisch gewachsen. Darüber hinaus wollen wir die inflationäre Entwicklung von weiteren Stadtbezirkspartnerschaften nicht fördern“, sagt der Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle. Sprich: Es wird keine Chance geben, dass die Plieninger und Birkacher künftig ebenso wie die drei in offiziellen Partnerschaften verbandelten Bezirke 5000 Euro jährlich als Unterstützung aus der Stadtkasse erhalten. Wölfle verweist auf die zehn Städtepartnerschaften, die Stuttgart als Gesamtstadt pflegt. Er sieht eine Schwierigkeit darin, dass die Partner im Ausland die Strukturen in der Stadt kaum unterscheiden könnten. „Für die erschließt sich nicht, was eine Städte- und was eine Stadtbezirkspartnerschaft ist.“

Besuche und Gegenbesuche verursachen Kosten

Allerdings sei es jedem Bezirk möglich, persönliche Verbindungen ohne offiziellen Anstrich zu pflegen, betont der Verwaltungsbürgermeister: „Das ist sogar ausdrücklich erwünscht.“ Auch im Fall von Plieningen und Birkach würde dies unterstützt – nur eben nicht finanziell. Sollte der Bezirksbeirat weitere Besuche und Gegenbesuche wünschen, sei es ihm freigestellt, dies aus dem eigenen Budget zu bezahlen.

Das liegt derzeit bei etwa 18 000 Euro im Jahr. „Der letzte Besuch der Partner aus der Türkei hat etwa 2000 Euro gekostet“, sagt Andrea Lindel. „Das sind auf einen Schlag mehr als zehn Prozent des Gesamtbudgets.“ Doch nicht nur die Kosten, auch die mangelnde Beteiligung sieht Lindel als Problem. „So eine Partnerschaft muss gelebt werden, etwa auch durch Vereine oder Schulen. Sonst hat sie keinen Sinn.“ Lediglich wirtschaftliche Beziehungen zu pflegen, sei ebenfalls nicht wünschenswert: „Dafür gibt es Verbände. Da sind wir im Stadtbezirk die falschen Ansprechpartner.“

Schulen könnten die Partnerschaft beleben

Dennoch will die Bezirkschefin den Lokalpolitikern nicht vorschreiben, wie es mit der Verbindung nach Gaziemir weitergehen soll. „Ich bin neutral, ich mache, was der Bezirksbeirat möchte. Wenn es gewünscht ist, Besuche aus dem Budget zu finanzieren, ist das natürlich möglich.“

Vorerst will Andrea Lindel die Schulen in ihren beiden Bezirken ansprechen, ob sie die Partnerschaft mit einem Austausch beleben wollen. Insbesondere die Körschtalschule, an der es viele türkischstämmige Schüler gebe, komme dafür in Frage, lautete die Empfehlung des Beirats. Lindel kann sich aber auch eine andere Stoßrichtung vorstellen: „In Plieningen und Birkach leben viele Amerikaner. Vielleicht wäre es gut, sich um die zu kümmern. Es sind viele Formen des Austauschs möglich.“