Schönbuch Bräu will an Stelle des Vertikos ein Wohnhaus bauen. Der Naturschutz bremst das Verfahren.

Plieningen - Es tut sich was am ehemaligen Vertiko. Wer zurzeit an der früheren Traditionskneipe an der Filderhauptstraße 88 vorbeifährt, sieht geparkte Autos im Hof. Die lange geschlossenen Fenster sind weit geöffnet. Es sieht so aus, als würde der Abriss des Gebäudes unmittelbar bevorstehen. Das ist aber nicht der Fall, versichert Götz Habisreitinger, der Geschäftsführer der Schönbuch Brauerei, der das Gebäude gehört.

 

Der Grund für die jüngste Geschäftigkeit liegt woanders, nämlich direkt neben dem Haus auf der ehemaligen Terrasse. Die gleicht inzwischen einem Schweizer Käse, wobei der Käse kaum Substanz, dafür viele Löcher hat. Es sind nur noch wenige Holzplanken übrig, die einst die Tische und Stühle des Vertiko trugen. Das Holz wird derzeit verkauft, erklärt Habisreitinger.

Auch wenn die Arbeiten auf dem ehemaligen Vertiko-Gelände im Moment noch nicht den Abriss einläuten, scheint sich die Zukunft des Gebäudes in diesen Tagen trotzdem zu entscheiden. Die Stadt Stuttgart will nach Angaben des Baurechtsamts das Gespräch mit den Architekten suchen, die auf dem Gelände für den Besitzer Schönbuch Bräu ein Haus mit Mietwohnungen planen sollen.

Ein Teil des Geländes gehört zum Landschaftsschutzgebiet

Die Brauerei hatte bereits im vergangenen Jahr durchblicken lassen, dass die Errichtung eines Mietshauses die wahrscheinlichste Option für das Vertiko-Gelände sei. Angesichts der angespannten Wohnsituation in der Landeshauptstadt sei davon auszugehen, dass ein Bedarf an neuen Mietwohnungen gegeben sei. Ein solches Projekt verspricht also, profitabel zu werden. Götz Habisreitinger würde gern ein Gebäude mit Zwei- bis Dreizimmerwohnungen bauen. Er schätzt, dass die gesamte Wohnfläche rund 850 Quadratmeter betragen könnte. Noch sei aber nicht abzusehen, wie viele Wohnungen es werden oder wie teuer sie einmal sein könnten. „Wie viel Miete verlangt werden kann, hängt auch davon ab, welche Qualität an Wohnraum wir an diesem Standort bieten können“, sagt Habisreitinger,

Momentan gebe es noch keine konkreten Pläne, wie die Bebauung des Grundstückes auf Höhe der Filderhauptstraße 88 aussehen könnte, sagt Habisreitinger „Wir haben noch kein Baugesuch gestellt.“ Ein Teil des Geländes gehöre nämlich zum Landschaftsschutzgebiet. Deshalb sei die Schönbuch Brauerei im Gespräch mit der Stadt, um vorab zu klären, wie der Bau des Mietshauses genehmigt werden könnte.

Die Stadt scheint gesprächsbereit zu sein. Der stellvertretende Leiter des Baurechtsamts, Rainer Grund, bestätigt, dass intern bereits besprochen wurde, wie das Baugesuch gestellt werden kann, damit es auch genehmigt wird. In den kommenden Tagen soll das Gespräch mit den Architekten der Brauerei gesucht werden, sagt Rainer Grund. Eine Lösung könnte seiner Meinung nach leicht zu erzielen sein: „Die kleine Fläche, die zum Landschaftsschutzgebiet gehört, muss auch künftig unbebaut bleiben. Dafür könnte das Gebäude auf der übrigen Fläche in die Höhe oder in die Tiefe wachsen“, sagt Grund.

Sollte ein Baugesuch entsprechend der Vorstellungen der Stadt gestellt werden, könnte es innerhalb von drei Monaten genehmigt werden. „Dann hat der Bauherr drei Jahre Zeit, der Genehmigung entsprechend zu bauen“, sagt Rainer Grund. Angesichts des immer wieder beklagten Wohnraummangels und des hohen Bedarfs an Mietwohnungen in Stuttgart, ist wohl kaum damit zu rechnen, dass die Schönbuch Brauerei so lange warten wird.