Olaf Daiß ist neuer Leiter des Polizeipostens. An seinem Beruf liebt er den Kontakt mit den Menschen.

Stuttgart-Plieningen - Nein, hinter dem Empfangstresen des Polizeipostens will sich Olaf Daiß nicht fotografieren lassen. „Da bin ich nur selten, das wäre nicht ich“, sagt der 50-Jährige und grinst. Viel lieber ist der neue Leiter des Plieninger Polizeipostens draußen unterwegs. Dort kommt er mit den Leuten ins Gespräch, dort erfährt er, was sie umtreibt. „Genau das liebe ich an meinem Beruf“, sagt Daiß.

 

Anfang September hat er seine neue Stelle angetreten. Wieder einmal. Denn Daiß, der seit gut fünf Jahren mit seiner Familie in Möhringen lebt, ist in seiner Laufbahn schon viel herumgekommen. 1979 hat er bei der Polizei angefangen. Die vergangenen siebeneinhalb Jahre hat der gebürtige Villinger als Dienstgruppenleiter in Zuffenhausen gearbeitet. Zu den Stationen davor zählen die Einsatzhundertschaft, der Posten in Weilimdorf, das Innenstadtrevier und die ehemaligen Reviere an der Duisburger und der Willy-Brandt-Straße. Auch ein Studium an der Hochschule für Polizei in Villingen hat Olaf Daiß absolviert.

Die längste Zeit seines Berufslebens jedenfalls war der Mann, der passenderweise zum Ausgleich gerne mit dem Rad unterwegs ist, auf der Straße im Einsatz. „Gehobener Streifendienst“ heißt das im Polizeijargon – Olaf Daiß nennt es „die Feuerwehr der Polizei“. Von Autounfällen bis zum Handtaschenraub hat er schon alles aufgenommen und bearbeitet. Generalisten seien die Streifenpolizisten, erzählt Daiß mit leuchtenden Augen, „das ist die umfassendste und abwechslungsreichste Aufgabe im Polizeidienst überhaupt“.

Die Gespräche mit den Kollegen sind für Daiß wichtig

Doch auch die Schattenseiten seines Berufs hat Olaf Daiß zur Genüge kennengelernt. Da sind Bilder, die hängen geblieben sind. Zum Beispiel die von völlig verwahrlosten Kindern, die in zerrütteten Familienverhältnissen lebten. Oder die von fassungslosen Ehefrauen, denen Daiß die Nachricht überbringen musste, dass ihre Männer gestorben sind. „Das geht einem an die Nieren“, sagt Daiß nachdenklich. So einfach aus dem Pelz schüttelt das keiner.

Olaf Daiß ist einer, der nichts davon hält, so etwas in sich hineinzufressen. Die Gespräche mit den Kollegen seien wichtig, sagt er. Und die mit den Profis, die sich mittlerweile um das Seelenleben der Polizisten kümmern. „Da hat sich bei uns Gott sei Dank viel geändert. Man kann inzwischen offen über seine Sorgen und Nöte sprechen“, sagt Daiß. Ein „harter Kerl vom alten Schlag, der seinen Weg ohne Probleme und Schwierigkeiten geht“, will Daiß jedenfalls nicht sein.

Nun also Plieningen. Weniger wird die Arbeit nicht werden, da ist sich Daiß ganz sicher – „aber geregelter.“ Statt der Schichtarbeit warten künftig mehr feste Termine auf den neuen Leiter des Polizeipostens. So wie etwa der Antrittsbesuch im Bezirksbeirat oder die Schulwegüberwachung für die Erstklässler. „Das macht meine Arbeit planbarer“, sagt Olaf Daiß. Auch für die Familie.

Die Familie ist sein Gegengewicht zum Beruf

Seine Frau und die fünf Kinder, von denen zwei noch zuhause leben, müssen sich trotzdem daran gewöhnen, dass ihr Ehemann und Vater künftig eine normale Fünf-Tage-Woche absolviert, anstatt Nachtschichten zu schieben. „Das war schon eine Umstellung, aber letztlich hat es ohne größere Probleme geklappt“, erzählt Daiß. Das ist ihm wichtig, „denn die Familie ist mein Gegengewicht zum Beruf“, sagt er.

Ob er in Plieningen bleiben wird, weiß Olaf Daiß jetzt noch nicht. „Die Stelle hätte den Charme dazu.“ Das Team gefällt ihm, „außerdem lebt so eine Stelle von der außerordentlichen Personenkenntnis vor Ort“. Die bekomme man erst im Lauf der Jahre, sagt der 50-Jährige.

Langweilig wird es ihm jedenfalls nicht, da ist sich der Postenleiter sicher. Zunächst mal müsse er ohnehin vieles im Stadtbezirk erst kennenlernen, „ich bin ja noch so was wie ein Azubi hier“, sagt er.

Spätestens dann, wenn Olaf Daiß wieder draußen auf Plieningens Straßen unterwegs ist und mit den Leuten ins Gespräch kommt, wird er sich in seinem Job richtig zuhause fühlen.