Der baden-württembergische Blasmusikverband will seine beiden Standort in Kürnbach und Cannstatt in Plochingen zusammen fassen. Die stadt bekommt dann einen Konzertsaal und 86 Übernachtungsbetten zusätzlich.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Plochingen - Es klingt ganz gut, das neue Bauprojekt für Plochingen, und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn es geht um Musik: Der baden-württembergische Blasmusik-Verband will weg vom ungeliebten Standort in Kürnbach zwischen Heilbronn und Pforzheim. Der Generalsekretär Hubert Kempter begründet die Entscheidung damit, dass der Standort außerhalb des Verbandsgebietes liege, nämlich im Einzugsbereich der badischen Bläser. Gemunkelt wird auch, dass das alte Zentrum zu weit vom Schuss liege, als dass dort die Musik spielen könnte.

 

Ganz anders in Plochingen. Dort haben sich die Bläser ein Grundstück neben der neuen Feuerwache ausgeguckt, zu dem man in wenigen Minuten vom Bahnhof zu Fuß gehen kann. Dieser Standort ist durch die Bahnstrecken nach Ulm und Aulendorf viel besser an das südliche Württemberg angebunden, wo die Blasmusik traditionell stark vertreten ist. Überdies ist das Gelände nahe der Bundesstraße 10 durch die direkte vierspurige Verbindung zur Autobahn auch gut mit dem deutschen Straßennetz verknüpft.

Was die Bläser dort bauen wollen, klingt spektakulär. In dem neuen Haus gibt es einen Konzertsaal für 120 Personen, in dem dann auch die besten Bläser Württembergs im Landesorchester der Öffentlichkeit zeigen, wo die Musik spielt.

Auch im Gebäude selbst ist Musik drin: 86 Übernachtungsmöglichkeiten soll es geben, dazu verschiedene Büros. Denn die Bläser wollen auch ihre Geschäftsstelle in Bad Cannstatt auflösen und nach Plochingen verlagern. Zwar hat man in Bad Cannstatt nur ein Büro mit drei Mitarbeitern, aber wenn schon neu gebaut wird, dann wollen die Bläser sämtliche Synergieeffekte nutzen. Die Übernachtungsmöglichkeiten brauchen sie, wenn sie den bläserischen Nachwuchs zu Seminaren und Lehrgängen einladen. Auch da, so gibt Hubert Kempter unumwunden zu, sei der Standort Plochingen besser als Kürnbach, weil die Jugend lieber die Freizeitangebote im Großraum Stuttgart nutze, als die Wandermöglichkeiten im ländlichen Kürnbach, wenn sie sich von den anstrengenden Proben erholen müssen. Die Musiker sind in Plochingen in Zimmern mit sechs Betten untergebracht, ein Speisesaal rundet das Angebot ab. Aber nicht nur die Jugend bekommt hier eine Ausbildung, auch die Dirigenten können sich fortbilden lassen, genauso wie die Vereinsfunktionäre.

Dass der Konzertsaal direkt neben der meist befahrenen deutschen Bahnlinie liegt, stört die Bläser offensichtlich nicht. „Das kann man baulich gut in den Griff kriegen“, sagt auch der Bürgermeister Frank Buß, der die Seminarräume in der angrenzenden Feuerwehrwache kennt, in denen man ohne Geräuschbelästigung arbeiten könne.

Eine Schwierigkeit hat die Sache freilich noch, und das könnte die ganze Partitur des Umzugs streichen: das Geld. Die vier Millionen Euro muss der Bläserverband irgendwie zusammen bringen. Dazu braucht er Zuschüsse aus verschiedenen Töpfen wie etwa der Landeskasse in Höhe von 1,5 Millionen Euro, aber es muss noch mehr kommen. Das heißt, das alte Grundstück in Kürnbach, sowie das alte Büro in Bad Cannstatt müssen so verkauft werden, dass sich der Umzug finanziert. Aufgefordert sind auch die württembergischen Blasmusikvereine, ins Finanzkonzert einzustimmen: Jeder Verein soll 750 Euro an den Bläserverband bezahlen.

Dass es die Bläser ausgerechnet nach Plochingen zieht, hat auch mit der rührigen Arbeit des CDU-Gemeinderates Ralf Krasselt zu tun. Der aktive Flötist ist Vorsitzender des Musikvereins Plochingen und konnte zusammen mit dem Bürgermeister Frank Buß dem Bläserverband die Standortvorteile von Plochingen nahe bringen.

Ein ebenso ernst zu nehmendes Problem wie die Finanzierung sind die Mitarbeiter in Kürnbach. „Viele der 20 Leute sind lokal gebunden“, sagt Hubert Kempter. Auch wenn der Verband zugesagt hat, dass kein Arbeitsplatz wegfallen würde, werden aller Voraussicht nach nur etwa vier bis fünf Mitarbeiter den Umzug mitmachen, der – wenn alles klappt – im Jahr 2018 über die Bühne gehen soll.