Der Standort des gemeindepsychiatrischen Zentrums ist zum Sanierungsgebiet erklärt worden. Die Stadt hat versprochen, den Verein zu unterstützen.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Plochingen - Gegenüber dem Plochinger Bahnhof ist zurzeit noch der gemeindepsychiatrische Verbund „die Brücke“ untergebracht. Die Betonung liegt auf „noch“, denn die Stadt hat den Bereich rund um den Bahnhof zum Sanierungsgebiet erklärt. Das bedeutet möglicherweise, dass die Brücke aus ihrem Haus in der Eisenbahnstraße 54 ausziehen muss.

 

In einer Pressemitteilung äußert der Chef der Kreisdiakonie Eberhard Haußmann seine Sorgen: „Das Areal könnte neu bebaut werden, und in diesem Fall müssen wir uns erneut um ein geeignetes Domizil bemühen“, sagt der Chef der Kreisdiakonie. „Wir hoffen auf die Unterstützung der Stadt Plochingen.“

Diese Unterstützung habe die Stadt schon vor mehreren Monaten zusagt, erwidert darauf der Plochinger Bürgermeister Frank Buß. „Wir haben ein großes Interesse daran, dass dieses gut funktionierende Angebot in Plochingen bleibt“, sagt er.

Seit 2004 ist „die Brücke“ in der Eisenbahnstraße untergebracht

Der gemeindepsychiatrische Verbund hat sich seit 25 Jahren in Plochingen bewährt. Damals wurden fünf solcher Verbände im ganzen Landkreis aufgebaut, jeder ist für ein Gebiet mit rund 100 000 Einwohnern zuständig. Der gemeindepsychiatrische Verbund will die Klinikaufenthalte in der Psychiatrie verkürzen, aber auch bei akuten Krisen eingreifen. Schnell waren sich die Verantwortlichen einig, dass die Kranken eine Tagesstätte brauchten, und richteten außerdem eine betreute Wohngruppe ein. 1994 wurde der Verein „die Brücke“ gegründet, der zunächst in der Hermannstraße in Plochingen untergebracht war. Zehn Jahre später wurde das Haus verkauft, und „die Brücke“ zog in die Eisenbahnstraße um.

Etwa 60 000 Euro hatte „die Brücke“ in ihr neues Domizil in der Eisenbahnstraße gesteckt. Um die Investition überhaupt tätigen zu können, war sie inzwischen auch unter das Dach der Kreisdiakonie geschlüpft. Es war eine teure Erbschaft, die die Kreisdiakonie da angetreten hatte. Weil etliche Mittel gekürzt wurden, schieße die Kreisdiakonie mittlerweile rund 90 000 Euro zum laufenden Betreib dazu, heißt es in der Pressemitteilung. Inzwischen ist „die Brücke“ auch zu einem Förderverein geworden, der jährlich rund 10 000 Euro zusammenbringt, mit denen er Praxisgebühren bezahlt oder Zuschüsse für den Lebensunterhalt von Kranken gibt.

Das Bahnhofsviertel hat an Glanz verloren

Damit hatte die Stadt Plochingen einen guten Mieter im einstmals vornehmen Bahnhofsviertel, von dessen Glanz allerdings an dieser Stelle nicht mehr viel übrig ist. Neben der Brücke steht der große Gebäudekomplex des sogenannten blauen Hauses. Das mittlerweile gelb gestrichene Gebäude beherbergte einst ein exklusives Tanzlokal, später war es ein Übergangswohnheim, jetzt ist es eine leer stehende Ruine. Der Getränkehändler daneben ist ausgezogen, ein Jugendcafé, das dort einst stand, ist auch nur noch Geschichte.