Seit vier Wochen ist das Logo des Futtermittelherstellers Deuka nur halb zu sehen. Der Bebauungsplan verhinderte bislang seine Vollendung.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Plochingen - Die Plochinger sehen sich eigentlich als Menschenschlag, der keine halben Sachen macht. Und schon gar keine halben Hühner. Dennoch ziert ein halbes Huhn zur Zeit den im Volksmund als „Futtersilo“ bekannten Betonquader am Neckarhafen. Da war seit gefühlten Ewigkeiten der über die Jahrzehnte hinweg verblasste Schriftzug „Rekord-Kraftfutter“ drauf gestanden. Jetzt aber hat die Firma Deuka aus Düsseldorf beschlossen, alle Marken, die zur Firma gehören in einem Logo zu vereinen. Vor etwa vier Wochen wurde begonnen, das neue Logo auf die graue Fassade zu malen. Es besteht aus einer blauen Kuh, einem grünen Schwein und einem großen gelben Huhn plus Schriftzug.

 

Die Firma kam bis zur Hälfte

Die Firma kam bis zur Hälfte. Wie der Plochinger Bürgermeister Frank Buß ausführte, gebe es einen Bebauungsplan für die Stadt, der für solche Logos oder Aufschriften eine maximale Größe festsetze, und die sei hier überschritten worden, sagte der Bürgermeister. Die Malerarbeiten stoppten also – vorerst.

Das als „Silo“ in der Stadt bekannte Gebäude ist allerdings ein Futtermittelwerk, die Rohstoffe werden mit dem Schiff zum Hafen angeliefert. „Und daraus machen wir dann leckeres Futter für Schweine, Kühe und Geflügel“, sagt Ulrich Arning, der Geschäftsführer der Firma Deuka. Von dort aus wird das Futter mit dem Lastwagen zu den Bauernhöfen und landwirtschaftlichen Betrieben der Region gefahren. In der Welt von Ulrich Arning ist Plochingen ein Knoten in einem Netzwerk, das durch die ganze Republik geht. 2,9 Millionen Tonnen Futtermittel verkauft die Firma im Jahr. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben in Deutschland Marktführer bei den privaten Herstellern, größer seien nur die genossenschaftlich organisierten Futtermittelhersteller. In Süddeutschland ist Deuka sogar der Platzhirsch. Hier sei man mit großem Abstand zur Konkurrenz der Marktführer, sagt Arning. Das Unternehmen beschäftigt rund 700 Mitarbeiter.

Was ist nun mit dem Huhn?

Doch was ist nun mit dem halben Huhn? Es kam in den Gemeinderat. Die Bauverwaltung hatte Bedenken, hier einen Präzedenzfall zu schaffen, denn es wurde befürchtet, dass es bald in der Stadt vor meterlangen Logos wimmeln würde. Dennoch ließ die Stadtverwaltung hier „Gnade vor Recht“ ergehen, titelte das Amtsblatt der Gemeinde. Ein halbes Huhn sieht eben auch ziemlich merkwürdig aus, wie viele Plochinger finden. „Ob es Mitleid, Tierliebe oder Gnade war, was die Mitglieder des Technischen Ausschusses und der Verwaltung dazu bewog, ihre harte Linie einstimmig zu verlassen, war nicht zu ergründen“, schrieb das Plochinger Amtsblatt. Jedoch dürfen nun Kuh, samt Schrift und Huhn vollendet werden.

In der nächsten Wochen, so kündigte der Deuka-Geschäftsführer Ulrich Arning an, würden die Maler wieder anrücken.