Wie geht man mit einem Feuerlöscher um, wie bringt man eine verletzte Person in Sicherheit? Plochinger Sechstklässlerinnen und Sechstklässler wissen das jetzt.

Es kann ganz schnell gehen – ein medizinischer Notfall, ein Feuer, ein Hochwasser oder ein anderes Ereignis, das richtiges und oft auch schnelles Handeln erfordert. Am Montag übten die knapp 150 Sechstklässler des Plochinger Gymnasiums bei der örtlichen Feuerwache im Rahmen des ersten Katastrophenschutztags der Schule verschiedene Ernstfälle. Darüber hinaus erhielten die Kinder an sechs Stationen viele Informationen zur Arbeit der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks und des DRK samt dem Jugendrotkreuz.

 

Zwei, die an der Station der Feuerwehr unter der Anleitung von Christian Schwarze ins Schwitzen kommen, sind Pia und Franziska (beide 12). Die Mädchen üben das Bergen eines Verletzten, vielleicht eines ohnmächtigen Hilfsbedürftigen. 75 Kilogramm wiegt die Übungspuppe, womit sie im Vergleich zu vielen Erwachsenen eher ein Leichtgewicht ist. „Zu zweit geht es“, sagt Pia, nachdem sie mit ihrer Schulkameradin die Puppe einige Meter weit getragen hat. Ob sie die Puppe auch alleine „retten“ könnten? Franziska hat Zweifel. Doch diese gilt es gerade im Notfall zu überwinden, selbstverständlich stets, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Feuerwehrmann Schwarze erklärt, dass Franziska die Puppe auch alleine bergen könne und ermutigt zum Anpacken. Und tatsächlich kann das Mädchen die Puppe auch alleine bewegen.

Wie Vierbeiner Menschen retten

Wenige Meter weiter lodern die Flammen. Die Schüler löschen das Propangas mit Feuerlöschern, wie sie häufig an Wänden öffentlicher Gebäude zu finden sind. „Das muss man üben“, sagt Elias Kiesthardt von der Feuerwehr Plochingen. Einige Dinge gebe es zu beachten. Beispielsweise das Gewicht eines vollen, mittelgroßen Feuerlöschers, das zwischen zehn und 15 Kilogramm beträgt. Am Ende klappt das Feuerlöschen aber bei allen Übenden. „Das kriegt jeder hin“, ermutigt Kiesthardt. Und der Spaß kommt beim Spritzen mit dem Wasser an diesem heißen Vormittag natürlich auch nicht zu kurz.

Bei der Station der Rettungshundestaffel Nürtingen-Kirchheim wird erklärt, wie die talentierten Vierbeiner die Rettungskräfte bei der Suche nach Vermissten in schwierigem Gelände, beispielsweise unter eingestürzten Gebäuden oder im dichten Wald, unterstützen. Auf der freien Fläche setzen die Rettungskräfte dafür auch Drohnen ein. Das „fliegende Auge“ ist mit einer Wärmebildkamera ausgestattet und kann Tag und Nacht Personen aufspüren, die sich vielleicht nicht mehr selbst bemerkbar machen können. Darüber hinaus liefert die Drohne bei Großereignissen, beispielsweise einer Massenkarambolage, dem Lagezentrum eine Übersicht aus der Luft.

Trennschleifer kommt überall durch

Das Technische Hilfswerk (THW) ist mit einem seiner charakteristisch blauen Lastwagen gekommen. Das Fahrzeug ist vollgestopft mit Ausrüstung: Stromgenerator, Werkzeug, Pumpen, Feuerlöscher, Benzinkanister, Leuchten, Atemschutz und vieles mehr steckt in den Schränken und Fächern des großen Fahrzeugs. Selten gleicht ein Einsatz exakt dem nächsten. Wichtig ist es deshalb, dass das THK mit seiner Ausrüstung kreativ reagieren kann. Ein beeindruckendes Werkzeug dafür ist „Brummhilde“. Der gigantische Trennschleifer kommt eigentlich überall durch. Selbst Beton und Stahl halten „Brummhilde“ nicht auf.

Herzmassage ist nicht „altersangemessen“

Organisiert wurde der Katastrophenschutztag des Plochinger Gymnasiums von den Lehrerinnen Melanie Gitzel und Andrea Rall. Der besondere Tag sei inzwischen für alle Schulen verpflichtend, betonen sie. „Der Bevölkerungsschutz wird wieder aktiviert“, erklärt Gitzel. Die Welt, in welcher die Kinder nun aufwachsen, scheint zumindest aus Sicht der Behörden gefährlicher zu werden. Der Fokus liegt auf Naturkatastrophen und medizinischen Notfällen, weshalb auch die Schulsanitäter beim Katastrophenschutztag dabei sind und ihr Wissen weitergeben. Es werden stabile Seitenlagen geübt, das Wählen des Notrufs oder das Anlegen eines Druckverbands. Wichtig ist den Organisatorinnen aber, dass den Kindern keine Angst durch die Szenarien gemacht wird. „Auf das Üben einer Herzdruckmassage haben wir verzichtet. Das ist dann im Ernstfall nicht die Aufgabe eines Sechstklässlers. Das wäre nicht altersangemessen“, verdeutlicht Gitzel.

Gute Laune und viel Neugier

Für die Organisatoren ist es aber eine Gratwanderung. Einerseits sollen die Kinder auf einen schlimmen Katastrophenfall vorberietet werden. Andererseits sollen sie nicht abgeschreckt werden. Dass dies beim ersten Katastrophenschutztag des Plochinger Gymnasiums gelang, war an der guten Laune und der Neugier der Schüler an den verschiedenen Stationen zu sehen. „Es ist total spannend“, fasste die Organisatorin Gitzel gegen Ende des Vormittags wohl auch für viele der Schüler den Katastrophenschutztag zusammen.

Katastrophenschutztag in der Schule

Ziel
Die Schüler sollen für den Katastrophenschutz sensibilisiert werden. Außerdem sollen Selbsthilfefähigkeiten erlernt werden. Dies soll durch einen Praxiseinblick und den direkten Kontakt mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern im Bevölkerungsschutz in Baden-Württemberg erfolgen. Über die Kinder soll der Bevölkerungsschutz und der Umgang mit Katastrophenszenarien auch in die Familien hineingetragen werden. Gleichzeitig wird die Bekanntheit der Hilfsorganisationen erhöht und das Ehrenamt vorgestellt.

Hintergrund
Die Auswirkungen des Klimawandels rücken auch bei Kindern und Jugendlichen immer stärker ins Bewusstsein – auch hierzulande kommt es insbesondere im Sommer zu Starkregen, Überschwemmungen, starken Stürmen oder Hitzewellen. Die Extremwetterereignisse können zu einer Katastrophe führen. Darüber hinaus können auch Sabotageakte zu Ausfällen wichtiger Versorgungseinrichtungen wie Strom oder Wasser führen.