Das Plochinger Stadtbad ist seit dem Herbst wegen Asbest-Gefahr geschlossen. Die Vereine sammeln Unterschriften für eine Renovierung, die Stadt will erst die Kostenschätzung abwarten.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Plochingen - Das städtische Bad in Plochingen droht unterzugehen. Seit vergangenen Herbst ist es geschlossen, und so wird es wohl auch noch eine Weile bleiben. Buchstäblich auf dem Trockenen sitzen Vereine wie die DLRG Reichenbach oder der Turnverein Plochingen. Sie suchen in Wernau und Altbach händeringend nach Hallenzeiten, in denen sie ihren Sport treiben können. Petra Sträter, die Vorsitzender der Reichenbacher Lebensrettungsgesellschaft, berichtet auch schon von Austritten im zweistelligen Bereich, bisher war der Verein mit 120 Kindern freitags im Bad gewesen. Die Vereine waren es auch, die jüngst eine Unterschriftensammlung starteten für eine Renovierung des Bades.

 

Der Grund für die Misere liegt im wahrsten Sinne in der Luft. Feinste Asbestteilchen verseuchen die Atmosphäre im Bad. Dass Asbest im Gebäude aus den 1960er-Jahren vorhanden ist, weiß die Stadt schon lange. Es ist vor allem in der Dachkonstruktion verwendet worden. In den 1990er-Jahren hatte man das Problem schnell und billig gelöst, indem man eine PVC-Folie untergehängt hatte, die den Asbest von den Badegästen fernhalten sollte.

Diese schnelle und billige Lösung rächt sich jetzt. Bei Renovierungen im vergangenen Jahr war in der Damendusche wiederum Asbest gefunden worden. Die Stadt ließ nachmessen, worauf sich nicht nur eine kritische Belastung der Dusche ergab, sondern eine noch größere in der Schwimmhalle. „Wir vermuten, dass die PVC-Folie undicht geworden ist, können aber ohne genaue Prüfung nichts sicher sagen“, berichtet der Plochinger Bürgermeister Frank Buß. Buß zeigt sich auch überrascht, wie emotional das Thema Bad in der Stadt ist.

Er kann aber nichts anderes tun, als den politischen Willen zu bekräftigen, „das Bad zu erhalten, wenn wir es uns am Ende des Tages leisten können.“ Um zu einer vernünftigen Einschätzung zu kommen, braucht die Stadt jedoch erst einmal Zahlen. Am 8. März will die Verwaltung den Gemeinderat über die Kosten informieren, und dann will das Gremium entscheiden, wie es weiter geht. Möglicherweise muss das Gebäude kernsaniert werden, und dann rechnet Frank Buß mit einer Investition im siebenstelligen Bereich. Und das vor dem Hintergrund, dass die Stadt auch in den anderen Gebäude im sogenannten unteren Schulzentrum, in der Burgschule, der Realschule und vor allem ins Gymnasium investieren muss.

Doch nicht nur die Vereine kommen ins Schwimmen, hart trifft es auch die Plochinger Schulen, die nur einen Steinwurf weit entfernt sind. Die Schüler konnten dank der kurzen Wege ihre Schwimmstunden nahezu voll ausnutzen. Jetzt hat die Stadt Plochingen einen Fahrdienst eingerichtet, der die Schüler mit dem Bus ins Stadtbad nach Wernau bringt, wo die Schüler kurzfristig unterkommen.

Dafür musste das Gymnasium seinen Stundenplan umwerfen und Doppelstunden fürs Schwimmen ansetzen, damit es sich trotz der Fahrt überhaupt lohnt, die Badehose auszupacken. „Die Stadt unterstützt uns so gut wie möglich“, wertet der Schulleiter Heiko Schweigert die Lage, „aber dennoch tut uns die Situation weh, vor allem für unsere Schüler.“