Deutschland steht im europäischen Vergleich bei der Wiederbelebung nach plötzlichem Herztod außerhalb von Krankenhäusern schlecht da. Die Patientenbeauftragte setzt auf den Schulunterricht.

Berlin - In Deutschland wissen zu wenige Menschen, wie sie Erste Hilfe leisten sollen. Mit dramatischen Folgen: jedes Jahr könnten 10 000 Menschen mehr nach einem Herzstillstand überleben, wenn mehr Personen schnelle und kundige Hilfe leisteten. Das sagte Jan-Thorsten Gräsner, Direktor des Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin am Uniklinikum Schleswig-Holstein, unserer Zeitung. Nach einer aktuellen Erhebung wird in Deutschland gerade einmal in 44,7 Prozent der Fälle bei einem beobachteten Herzstillstand mit Erster Hilfe begonnen.

 

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Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Claudia Schmidtke, sagte unserer Zeitung, das Thema „Reanimation durch Laien“ müsse „stärker in die Öffentlichkeit gerückt werden“. Im internationalen Vergleich steht Deutschland schlecht da, was die schnelle Hilfe durch Passanten oder Angehörige angeht. Das Spitzen-Land dabei in Europa ist Norwegen. Dort liegt die Ersthelferquote laut der Studie des deutschen Reanimationsregisters bei mehr als 80 Prozent.

In Deutschland erleiden 50 000 Menschen pro Jahr einen Herzstillstand außerhalb einer Klinik

Gräsner, der auch Sprecher des Organisationskomitees des Reanimationsregisters ist, führte bis 2017 ebenfalls eine Studie in dem Bereich durch. Unter 28 Ländern landet Deutschland dabei auf Rang 20. Die Ersthelferquote lag da noch bei 46 Prozent – nur etwa vier von zehn Personen, die einen Herzstillstand beobachten, haben hierzulande also mit der Wiederbelebung begonnen.

Seit der Studie von Gräsner ist die Quote leicht auf 44,7 Prozent gesunken. Als Konsequenz fordert die Patientenbeauftragte Schmidtke, dass „Übungen zur Reanimation flächendeckend und regelmäßig in unseren Schulen angeboten werden“. Auch Gräsner fordert die „feste Verankerung von Kenntnissen über Reanimation in den Lehrplänen“. Schmidtke appelliert an die Bürger, ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse aufzufrischen.

Laut Reanimationsregister erleiden in Deutschland 50 000 Menschen pro Jahr einen Herzstillstand außerhalb einer Klinik. 62 Prozent treten zu Hause auf. Bis zu 45 Prozent werden von Angehörigen oder anderen beobachtet. Bei seiner Annahme, dass pro Jahr 10 000 Menschen mehr gerettet werden könnten, setzt Gräsner voraus, dass „auch die folgende Rettungskette vom Eintreffen des Rettungsdienstes bis zur Arbeit im Krankenhaus optimal funktioniert“.