Die Ausdauersportlerin Steffi Praher startet bei den verrücktesten Wettkämpfen. Sie wühlt sich bei Dirtraces durch den Matsch und läuft extrem steile Berge hoch.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Plüderhausen - Früher“, sagt sie und lacht ihr markantes Lachen, „war ich der faulste Mensch der Welt.“ Früher hat Steffi Praher maximal den Weg zum Kühlschrank und wieder zurück auf die Couch geschafft. Früher – das ist noch gar nicht so lange her. Die 29-jährige Mutter von zwei kleinen Mädchen hat zwar vor rund zehn Jahren aufgehört zu rauchen und deshalb angefangen, ein kleines bisschen zu joggen.

 

Doch erst im April 2009 hat Steffi Praher so richtig losgelegt, manche Freunde sagen, damals habe bei ihr der Exzess begonnen. In jenem Frühjahr jedenfalls war die gelernte Bürokauffrau zum ersten Mal bei einem ziemlich durchgeknallten Hindernislauf gestartet, beim Strongman-Run in Weeze. Auf einem ehemaligen Militärgelände hat sie sich durch zehn Grad kaltes Wasser gequält, ist durch den Schlamm gerobbt und hat 40 Hindernisse überwunden. „Ich war so begeistert“, erzählt sie an diesem glühend heißen Nachmittag in einer Trainingspause, „dass ich alle Hindernisläufe gemacht habe, die ich finden konnte.“

Die Fitnesstrainerin, die im Schorndorfer Oscar-Frech-Bad arbeitet, ist beim Wildsau-Dirtrun in Österreich angetreten – und ins Ziel gekommen. Die Veranstalter bewerben den Wettkampf als „die härtesten 20 Kilometer deines Lebens“. Die Sportskanone aus Plüderhausen ist eine der wenigen Frauen, die sogar beim legendären Tough-Guy-Race im britischen Wolverhampton gestartet ist. Der Organisator des Wildsau-Runs habe damals mit Blick auf die extrem wenigen Frauen, die mitgelaufen sind, augenzwinkernd erklärt: „Entweder ist mein Lauf zu weich – oder aber die Frauen sind zu hart.“

Wer sich nur ein paar Minuten lang mit Steffi Praher unterhält, der kommt rasch zu der Erkenntnis, dass die Veranstaltungen, die sie besucht, ganz bestimmt nicht zu weich sind. Die attraktive Blondine mit dem durchtrainierten Körper sagt, manche Rennen seien „total krank“. Die Teilnehmer müssten beim Überwinden einiger Hindernisse Stromschläge über sich ergehen lassen, „und nicht nur mit ein paar Volt, so wie bei einem Weidezaun“. Sie müssten bei Minusgraden durch Eiswasser kraulen, gespannten Stacheldraht überwinden, und sich durch eine sogenannten Folterkammer quälen, eine schwarze Box mit Hindernissen, in der es stockfinster ist. „Das ist schon hart.“