Der Wasserverband Rems hat das Planfesstellungsverfahren für den Hochwasserrückhalteraum Plüderhausen/Urbach gestartet. 660 000 Kubikmeter Wasser soll der Polder nach seiner geplanten Fertigstellung im Jahre 2018 im Falle einer Flut speichern.

Plüderhausen/Urbach - Die Verbesserung des Hochwasserschutzes im Remstal ist einen wichtigen Schritt weiter: Gut ein halbes Jahr nach dem Grundsatzbeschluss seiner Mitglieder hat der Wasserverband Rems nun offiziell das Planfeststellungsverfahren für das Rückhaltebecken Plüderhausen/Urbach gestartet. In den kommenden Monaten müssen die Fachbehörden den Entwurf des Verbandes prüfen, der einen 36 Hektar Fläche umfassenden Stauraum in der Talaue der Rems zwischen Plüderhausen und Urbach vorsieht.

 

Auf 15 Millionen Euro werden die Baukosten geschätzt, ein Gutteil davon kommt aus dem Landeshaushalt. Bis zum Frühjahr 2019 könnte der Stauraum gebaut sein, der im Fall einer Überschwemmung in der Talaue zwischen der Remsbahn und der B 29 bis zu 660 000 Kubikmeter Remswasser speichert. Die geplante Lösung trage „allen kommunalen Interessen Rechnung“, wird der Schorndorfer Baubürgermeister Andreas Stanicki in einer Pressemitteilung zitiert.

Allerdings sind zahlreiche Verhandlungen nötig gewesen, bis dieser Schritt erreicht wurde. Gegen den ursprünglichen Entwurf hatte die Gemeinde Plüderhausen Ende des Jahres 2010 Protest eingelegt und Ende 2011 sogar eine Klage im Eilverfahren angestrengt. Erst im Januar 2013, nachdem der Schorndorfer Oberbürgermeister Matthias Klopfer das Ruder im Wasserverband übernommen hatte, wurde aus einer juristischen Auseinandersetzung wieder eine Verhandlung. „Unser Vorgehen hat sich in jedem Fall gelohnt“, sagte der Plüderhausener Bürgermeister Andreas Schaffer am Dienstag auf Nachfrage. Wichtige Einwände der Gemeinde und betroffener Grundstücksbesitzer hätten ausgeräumt werden können, sagte der Schultes. Zwar gebe es noch Bedenken einiger Bewohner des Gebiets Heusee wegen ansteigenden Grundwassers im Falle einer Flut, der Wasserverband sehe aufgrund eigener Berechnungen diese Gefahr jedoch nicht. Am Donnerstag wird der Plüderhausener Gemeinderat über den Planentwurf abstimmen. Er werde eine Zustimmung empfehlen, sagte Schaffer.

In den vergangenen Jahren habe es etlichen Detailänderungen an den Planungen gegeben, sagte Hans-Peter Sieg, der technische Geschäftsführer des Wasserverbandes Rems. Eine sei gewesen, den sogenannten Freibord, den Abstand zwischen dem eingestauten Wasser und den Dammkronen, auf 1,30 Meter zu erhöhen. Damit sei gewährleistet, dass der Damm bei Wellenbewegungen im Staubecken nicht überspült werde, sagte Sieg. Im Gebiet Rank habe sich eine zunächst geplante Drainage als verzichtbar erwiesen, erklärte der Wasserverbands-Geschäftsführer – unter anderem deswegen, weil ein Teil der dortigen Gebäude gar nicht unterkellert sei.

Eine Änderung hat der Wasserverband auch an der Einmündung des Bärenbachs vorgenommen, der von Norden kommend in die Rems fließt. Der Bach erhält beim Waldsportplatz eine zusätzliche Ablaufmöglichkeit. Es sei üblich, für den Fall des Versagens der Technik mehrere Lösungen zu schaffen, sagte Sieg.

Die kritische Debatte über weiteren Hochwasserschutz ist damit nicht beendet. Als nächstes Projekt soll der Rückhalteraum Schorndorf/Plüderhausen geplant werden. In dessen Einstaubereich liegt das Naturschutzgebiet Morgensand/Seewiesen, eines der letzten natürlichen Refugien im mittleren Remstal.