Bei einer Podiumsdiskussion der Schutzgemeinschaft Filder gehen die Meinungen der Politiker zur Verkehrspolitik auf den Fildern weit auseinander

Leinfelden-Echterdingen - Die Stimmung am Freitagabend im kleinen Saal der Filderhalle in Leinfelden ist erhitzt. Kein Wunder – an diesem Abend lässt die Schutzgemeinschaft Filder (SGF) Vertretern verschiedener Parteien vor der Landtagswahl zu Dauerbrennerthemen auf den Zahn fühlen: Stuttgart 21, Messe und Flughafen stehen im Mittelpunkt – „Verkehr(te) Planungen“ aus der Sicht der Filderschützer.

 

Frank Distel, Vorstandsmitglied der SGF, präsentiert eine Reihe von Bauvorhaben rund um Stuttgart 21. Sein Ziel ist es, alle Zuhörer auf einen einheitlichen Wissenstand über die verschiedenen Pläne und Baustellen zu bringen. Erst zeigt er den inzwischen von den Projektpartnern einkassierten Vorschlag der Antragstrasse, dann geht er auf die Kompromisslösung „Drittes Gleis“ im Bereich des S-Bahnhalts am Flughafen ein und zeigt die Vor- und Nachteile dieses Vorhabens auf. Dieses Bauvorhaben führt dazu, dass der S-Bahn-Halt am Flughafen um ein drittes Gleis erweitert werden soll, sodass die Lage dort etwas entschärft wird.

Schutzgemeinschaft favorisiert Alternative

In einem letzten Schritt präsentiert Distel die von der Schutzgemeinschaft Filder favorisierte Alternativlösung. Dieser Vorschlag basiert auf einer grundsätzlichen, schon in der Schlichtung zu Stuttgart 21 von Heiner Geißler ins Spiel gebrachten Streckenänderung der Gäubahn. Demnach würden Züge aus Richtung Zürich nicht wie geplant über den Flughafen in den Talkessel fahren, sondern auf der alten Strecke über Vaihingen ins Zentrum geleitet werden und dann entweder unterirdisch oder, wenn der Hauptbahnhof zum Kombibahnhof umgebaut würde, oberirdisch in den Bahnhof einfahren.

Frank Distel schließt seine Präsentation mit einem Plakat der CDU ab. Darauf steht: „Ja zum Schlichterspruch“. Moderator Theo Rombachs erste Frage geht daher direkt an Thaddäus Kunzmann. Der CDU-Landtagsabgeordnete stuft Stuttgart 21 noch immer als ein kritisches Thema ein. Der CDU hätte eine Verwirklichung der Variante Filderbahnhof-Plus (ohne Regionalverkehrshalt im bestehenden S-Bahnhof am Flughafen) befürwortet. „Dass dies nicht der Fall ist, daran ist meiner Meinung nach die Landesregierung schuld“, sagt Kunzmann. Ingrid Grischtschenko von den Grünen hält die Lösung mit dem dritten Gleis für eine Verbesserung gegenüber der ursprünglichen Antragstrasse, allerdings nur punktuell. „Es ist keine Kapazitätserweiterung“, sagt die Fraktionsvorsitzende der Grünen in Leinfelden-Echterdingen und Ersatzbewerberin bei der Landtagswahl. Durch den Vorschlag würde zumindest die Rohrer Kurve etwas entschärft.

Einigkeit beim Thema Flughafenausbau

Die zweite Runde befasst sich mit der Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und dessen Unpünktlichkeit. Claudia Moosmann (Linke), die den Kandidaten Peter Rauscher vertritt, plädiert dafür, den ÖPNV zu stärken, um den Straßenverkehr zu verringern. „Auch Orte weiter außen müssen durch einen Ringschluss angeschlossen werden“, sagt die Stadträtin in L.-E. Thaddäus Kunzmann merkt an, dass durch S21 und die Anbindung des Flughafens an den Regionalverkehr der Bahn die S-Bahn-Strecken künftig entlastet würden.

Besonders einig sind sich die fünf Politiker, wenn es um das Thema Flughafen geht. Einstimmig lehnen sie eine zweite Start- und Landebahn ab. Walter Bauer (SPD) ist sogar entschieden dafür, weniger Kurzstreckenflüge ab Echterdingen starten zu lassen und dafür, das Schienenangebot auszubauen. „Die FDP ist ebenfalls gegen eine weitere Startbahn. Denn durch S21 sind Zürich, München und Frankfurt schneller zu erreichen“, sagt der Kandidat Michael Brodbeck. Er hält den Flughafen und die Messe auch für ein „prosperierende Wirtschaftszelle“ und sieht keine Konkurrenz für den Handel in der Königsstraße, wenn durch den Ausbau des Messegeländes und die Erweiterung um ein Hotel und einen Lebensmittelmarkt die Airport-City weiter wächst.

Walter Bauer sieht das anders. Aus seiner Sicht verhindert die Uneinigkeit zwischen den Filder-Kommunen, sich gegen die Airport-City behaupten zu können. Ingrid Grischtschenko hat keine landespolitische, aber eine kommunale Lösung für das Problem parat: „Momentan wird der Flughafen als Bauaußenbereich bewertet, man müsste ihn mit in den Innenbereich nehmen. Dann könne der Flughafen seinen Rahmenplan nicht allein erstellen.

Geld vom Land für Firmenbrachen?

Durch den Umbau am Flughafen ergibt sich auch noch eine Frage zur Bauplatzsituation in L.-E. selbst. Grischtschenko plädiert für eine Lösung, durch die brachliegende Firmengelände mit finanzieller Unterstützung des Landes der Wiedernutzung zugeführt werden. Dieser Vorschlag stößt beim Publikum auf wenig Begeisterung.

Zum Abschluss des Abends fragt Theo Rombach, basierend auf den aktuellen Umfrageergebnissen, nach möglichen Wunschkoalitionen nach der Landtagswahl am 13. März. Die Ergebnisse sind wenig überraschend: Die Grünen würden gern weiter mit der SPD koalieren, und umkehrt. Die FDP kann sich nur mit der CDU anfreunden und die CDU ist, so Kunzmann, offen für alles – außer für eine Koalition mit den Linken oder der AfD.