Drill und Prügelstrafe waren einmal. Der Schulalltag ist – wie die Gesellschaft – im Wandel der Zeit. In Echterdingen haben sich Schulleiter am Mittwochabend bei einer Podiumsdiskussion an die eigene Schulzeit erinnert, aber auch aus ihrem heutigen Alltag berichtet.

Echterdingen - Militärischer Drill im Sportunterricht, Ohrfeigen und Schiefertafeln gibt es an den Schulen heute nicht mehr. Es hat sich viel verändert seit der Nachkriegszeit; die Schule bleibt in stetigem Wandel. Strukturdebatten und Bildungsreformen zeigen, dass sich das Schulsystem weiterhin ändern wird und sich an neue Erkenntnisse anpassen muss. Bei einer Podiumsdiskussion im Bürgersaal der Echterdinger Zehntscheuer am Mittwoch wurde darüber diskutiert, wo der Weg künftig hinführt.

 

Es diskutierten mit Barbara Fritsch-Höschele, die geschäftsführende Schulleiterin von Leinfelden-Echterdingen und die Leiterin der Eichbergschule Musberg; Gabriele Roegers, Leiterin der Ludwig-Uhland-Schule; Heike Hauber, die Leiterin der Immanuel-Kant-Realschule; und Wolfgang Krause, der Leiter des Philipp-Matthäus-Hahn-Gymnasiums. Rüdiger Ott, einer der beiden Redaktionsleiter der Filder-Zeitung, moderierte. Anlass war die aktuelle Sonderausstellung „Man lernt nie aus – Schulgeschichte(n) aus Leinfelden-Echterdingen“ im Stadtmuseum.

Wegbegleiter für die Jugendlichen

„Das Thema Schule begleitet uns hier schon seit Jahrhunderten, denn bereits bis auf das Jahr 1553 ist die Existenz einer Schule in Echterdingen überliefert“, sagte Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell. Schule sei generationenübergreifend und generationenverbindend. Gut 30 Gäste verfolgen die Diskussion. „Wir haben in meiner Dorfschule noch auf Tafeln geschrieben, und die Grundschulklassen waren viel größer als heute“, erzählte Fritsch-Höschele, die 1966 eingeschult wurde. In manch weiterführender Schule seien die Klassen dafür gar nicht so viel kleiner geworden, gab Roegers zu bedenken. Und das, obwohl heute so viel Wert auf individuelles Lernen gelegt werde. „Die Anforderungen an die Schüler sind vielfältiger geworden.“

Wolfgang Krause fühlt sich nicht nur als Lehrer, sondern als Wegbegleiter für die Jugendlichen. „In dieser schwierigen Phase des Erwachsenwerdens suchen die Kinder ein Vorbild“, sagte er. „Wir und die Eltern stehen vor großen Herausforderungen.“ Dabei sei Humor ganz wichtig – früher wie heute. „Und mit den Eltern arbeiten die Lehrer heute Hand in Hand auf Augenhöhe“, sagte Roegers. Auch Heike Hauber erinnerte sich an ihre Schulzeit, als sie in der Klasse eine von vielen war. „Heute geht man mehr auf die Kinder ein und ist pädagogisch mehr gefragt“, sagte sie.

Die Rechtschreibung vieler Schüler ist katastrophal

Eine der größten Veränderungen an den Schulen ist neben der Abschaffung der Prügelstrafe im Jahr 1973 der technische Fortschritt. Heute arbeiten die Schüler mit Word, Powerpoint und Smartboards. „Wir haben früher viel mehr von Hand geschrieben, und das wirkt sich natürlich auf das Schriftbild und die Rechtschreibung der Schüler aus“, sagte Fritsch-Höschele. Die Rechtschreibung vieler Schüler sei katastrophal. „Manche schreiben einfach, wie sie es hören“, sagte Krause. Der technische Fortschritt habe auch viele Vorteile mit sich gebracht. „Man kann Sachverhalte in Biologie oder Geschichte anschaulicher darstellen“, sagte er. Ein verantwortungsvoller Umgang mit den Medien müsse den Kindern natürlich beigebracht werden.

Kontrovers diskutiert wurde das Thema Gemeinschaftsschule. „Ich glaube nicht, dass diese Form des Lernens zum Erfolg führt, denn wir brauchen eine Bildung, die jedermann gerecht wird“, sagte Krause. Roegers sah das anders: „Es ist wert, das auszuprobieren.“ Und so wurde schnell klar, dass noch viel Diskussionspotenzial besteht, und dass die Schule von heute bestimmt schon bald Schnee von gestern ist.