„Trotzdem ist man bei solcher Überwachungstechnik zunächst skeptisch, à la ‘Big Brother is watching you’“, sagte Barbara Steiner von der Bruderhausdiakonie. Es gelte, sich ein Netzwerk zwischen Angehörigen, Ehrenamtlichen, Nachbarschaftshilfe und Pflegeprofis zu schaffen, wie und wo diese Technik sinnvoll eingesetzt werden kann. „Diese Technik kann dann ihren Beitrag leisten“, sagte Steiner. Im Herbst will die Bruderhausdiakonie das Projekt auf weitere zehn Wohnungen in Reutlingen ausdehnen.

 

Solche Gespräche und Netzwerke hält Ethiker Manzeschke für vorbildlich. „Wir müssen uns verständigen, welches Bild wir von einem guten Leben im Alter haben“, sagt Manzeschke. Technik könne da nützen. Die alten Menschen sollten aber durchaus auch nein sagen können. Die Lebensentwürfe und -umstände seien auch äußerst vielfältig. Ein älterer Diskussionsteilnehmer hält beispielsweise mit seinen 600 Kilometer entfernt lebenden Eltern über den Internet-Videodienst Skype engen Kontakt. „Wir reden und sehen uns per Skype“, sagte der Mann und empfahl seinen Zuhörern die Video-Telefonie als probates Mittel, guten Kontakt zu älteren Angehörigen zu halten. Doch nicht jeder ist so technikaffin. Der eine Senior beschäftigt sich noch in hohem Alter mit Tablett-PC und Skype, der andere schafft gerade Fernseher und anderen technischen Schnickschnack ab. Doch damit es nicht zu letzterem kommt, engagiert sich Bodo Kleineidam als Technikbotschafter. Die Böblinger Ingenieur arbeitet ehrenamtlich in einem Netzwerk für Senioren-Internet-Initiativen. „Technik ist eine wichtige Hilfsgröße. Und wir wollen, dass die Senioren ihre Vorbehalte vor dieser Technik verlieren“, sagt Kleineidam.

Häufig seien es chronisch kranke Menschen, die pflegebedürftig werden. „Da kommen wir gar nicht ohne Technik aus“, ergänzt Manzeschke. Doch jede Technik habe auch soziale Implikationen. Dafür müssten die Entwickler dieser Techniken sensibilisiert werden. In Workshops und Studien für das Bundesforschungsministerium untersucht Manzeschke daher Methoden, wie den Technikentwicklern die soziale Dimension ihrer Arbeit vermittelt werden kann. Manzeschke nennt dies „integrierte Forschung“: Schon von Anfang an sollten die Beteiligen – vom Forscher über Pflegepersonal bis hin zu Angehörigen und Betroffenen – miteinander reden. Es laufe, so meint er, eben alles auf die Frage hinaus, wie wir in Zukunft miteinander umgehen und leben wollen.