Der neue Böblinger Rathauschef Stefan Belz hat ambitionierte Pläne. Die Grünenspitze sagt ihm bei einem Podiumsgespräch ihre Unterstützung zu.

Böblingen - Der frisch gewählte Böblinger Oberbürgermeister Stefan Belz (Grüne) hat die Bühne der Podiumsdiskussion der Grünen in der Kongresshalle genutzt, um auf seine Ideen für die Zukunft der Mobilität aufmerksam zu machen. Er wolle sich dafür einsetzen, dass im neuen Stadtquartier Flugfeld eines Tages ein selbstfahrender Bus eingesetzt werde, versprach er. Außerdem strebe er für Brennstoffzellenfahrzeuge an der Autobahn eine Wasserstofftankstelle an. Belz stieß damit beim Chef der grünen Landtagsfraktion, Andreas Schwarz, auf offene Ohren. Debattierte dieser doch mit Uwe Meinhardt von der IG Metall, Thomas Ernst vom Fraunhofer Institut und Dieter Hertweck vom Herman Hollerith Zentrum über die Chancen der Automobilbranche im Umbruch. „Die Landesregierung wird Sie unterstützen“, versicherte Schwarz seinem Parteikollegen im Böblinger Rathaus.

 

Die chinesische KP ordnet Produktion von E-Autos an

Das Ziel in Deutschland sei das emissionsfreie Fahren, betonte Schwarz vor rund 150 Zuhörern. Zunächst müsse laut der UN-Klimakonferenz aber der Ausstoß von Kohlendioxid bis zum Jahr 2030 um 40 Prozent reduziert werden. Schwarz favorisiert dafür das batteriebetriebene Elektrofahrzeug, das die hiesige Automobilindustrie verstärkt auf den Markt bringen müsse.

Die Moderatorin der Veranstaltung, die grüne Böblinger Landtagsabgeordnete Thekla Walker, wies auf eine Weichenstellung bei der Firma Daimler in Sindelfingen hin, wo eine neue Produktionshalle gebaut wird, in der auch bald Elektroautos vom Band rollen sollen. „Die Panik in den Führungsetagen der Automobilhersteller in Deutschland ist groß“, sagte Meinhardt, in China habe die Kommunistische Partei die Massenproduktion von E-Autos angeordnet: „Wir müssen rasch nachziehen.“

IG Metall: Der Wandel wird Arbeitsplätze kosten

Was werde aber aus den ganzen Beschäftigten, die in der herkömmlichen Produktion etwa bei Daimler am Band arbeiteten, wollte die Moderatorin Walker wissen, „werden sie mitgenommen, erhalten sie eine Fortbildungen?“ Der Umbruch geschehe immerhin nicht von jetzt auf nachher, meinte Meinhardt. Wenn dem so wäre, wäre dies natürlich „eine Katastrophe“. Sprich: Tausende müssten sich nach einem anderen Arbeitsplatz umsehen. In diese Kerbe hieb auch ein Gast im Publikum: „Für Elektroautos benötigt man doch nur noch ein Fünftel der Teile eines Wagens mit einem Verbrennungsmotor. Das bedeutet, dass es nur noch etwa ein Fünftel der Arbeitsplätze geben wird.“ Meinhardt versuchte, den Mann zu beruhigen. Schließlich gebe es Betriebsvereinbarungen. Der IG Metaller deutete damit an, dass es einen rapiden Jobabbau kaum geben werde. „Dennoch wird der Wandel Arbeitsplätze kosten“, räumte Meinhardt allerdings ein.

Auch kleine und mittlere Firmen im Kreis müssten sich den neuen Herausforderungen stellen, betonte Dieter Hertweck. Im Herman Hollerith Zentrum könnten sie sich beraten lassen und sich für die digitale Zukunft wappnen. Dazu gehöre auch, dass Mobilität ganz neu gedacht werden müsse, ergänzte Thomas Ernst, der Forscher vom Fraunhofer Institut. Dazu zähle nicht nur das Automobil, sondern auch ein attraktiver öffentlicher Nahverkehr und der Gebrauch von Pedelecs.