Poetry-Slams sind angesagt. Werner Holler aus Gebersheim sorgt dafür, dass das auch so bleibt.

Leonberg/Weil der Stadt - Werner Holler, seit vielen Jahren als Musiker, Manager und Veranstalter in der Musikszene aktiv, hat vor zwei Jahren die Poetry-Szene entdeckt und Feuer gefangen. Seither hat er die literarischen Wettbewerbe fest in sein Portfolio eingebaut. Zuletzt ließ er in Weil der Stadt Ende Juli/Anfang August beim Poetry Sommer zwei Wochen lang im Garten des katholischen Gemeindehaus St. Augustinus Poeten aus dem ganzen Land, aus Österreich und der Schweiz zu Wort kommen.

 

Die „Creme de la Creme“ der Slammer sei dafür angereist, erzählt der Sozialpädagoge, der auch noch freiberuflich als Heilpädagoge arbeitet. Denn beim Poetry-Slam, der seine Wurzeln in Chicago hat, stellen sich Teilnehmer vors Mikrofon und tragen selbst geschriebene Texte in wenigen Minuten einem Publikum möglichst eindrucksvoll vor. Die Zuhörer entscheiden per Beifall oder auf andere, vorher festgelegte Weise, wie gut ihnen der Beitrag gefällt. Der Inhalt und die Performance sind also das Entscheidende. Am Ende der Veranstaltung steht dann ein Sieger fest.

Aufwand hält sich in Grenzen

Die Veranstaltung an der Stadtmauer in Weil der Stadt sei ein Erfolg gewesen, sagt Werner Holler. Weil er das nötige technische Equipment selbst mitbringt, halte sich der Aufwand für ihn in Grenzen. Holler fungiert auch selbst als Slam-Master, das heißt, er legt den Modus fest, etwa ob es ein Themen-Slam oder ein Freestyle-Slam wird. Er moderiert die Veranstaltung, gelegentlich mit einem Gast-Moderator. Die Fremdkosten seien gering und feste Gagen für die Poeten gebe es nicht.

Die Poetry-Szene entdeckte Werner Holler 2016 zufällig. Damals lernte er den Poetry-Guru Nikita Gorbunow in Stuttgart kennen. Er sei zu der Zeit auf der Suche nach etwas Neuem für seine Kuckucksbühnen gewesen, erzählt er. Diese sind an den roten Paravents zu erkennen und stehen für Kunst, Kultur und Kabarett. Inzwischen sind sie zu den Kuckucksbühnen mit dem gleichnamigen Vogel als Zeichen geworden, das „in jedes Nest sein Kultur-Ei legt“. Seit 2013 ist er mit ihnen als Veranstalter unterwegs. Die Anfangszeit sei allerdings schwierig gewesen, erzählt der sympathische Mann, der sein Alter mit „etwa 60“ angibt.

Wortgefechte im Gewölbekeller

Erst 2016 mit dem Umzug ins Weil der Städter St. Augustinus klappte es dann besser. 2017 nahm Holler die Poetry-Slams als festen Bestandteil in sein Programm auf. Den ersten Slam veranstaltete er im Domizil-Keller in Leonberg. Das sei ein toller Erfolg gewesen, so Holler. Die Teilnehmer hätten ihn ermuntert, einen solchen Wettbewerb in Leonberg zu etablieren. Der erste Slam, den er zusammen mit dem Jugendhausverein organisierte, fand in der Leonberger Beat-Baracke statt. Die Resonanz sei so gut gewesen, dass dort bis heute nahezu monatlich Slams stattfinden. Schon 2017 war er dann auch im St. Augustinus zu Gast, ebenfalls vor großem Publikum.

Dass er einmal in der Poetry-Szene aktiv und erfolgreich sein würde, war für Werner Holler, der als Kind bei der Lyra in Eltingen das Tenorhorn lernte und als 14-Jähriger dort ausstieg, um Rock `n` Roller zu werden, eher nicht vorgezeichnet. Bei drei Bands war er als Schlagzeuger aktiv, zuletzt in der in den 90er Jahren gegründeten Rutesheimer Coverband Brown Sugar, die es immer noch gibt. Als junger Mann war er einer der Vorbereiter des Warmbronner Open Air-Festivals, später veranstaltete er rund 150 Events im Rock-Club LKA in Stuttgart. Seit rund 20 Jahren ist er auch als Manager und Verleger im Musikgeschäft tätig.

Die „verschlafene Gegend“ im Wandel

In der Rockmusik fühlt er sich bis heute zu Hause, immer noch wie ein 19-Jähriger, sagt er und schmunzelt. Und es ziehe ihn immer wieder zu jungen Themen hin. Früher sei der Altkreis Leonberg „eine verschlafene Gegend“ gewesen, erinnert sich Werner Holler. „Aber es hat sich sehr viel verändert, es gibt überall neue Szenen.“ Werner Holler ist selbst ein Teil davon. Man müsse ständig neue Konzepte entwickeln und sich anpassen. Dass er die Poetry-Szene entdeckt habe, sei für ihn ein Glücksfall, auch wenn sie eine Nische sei. „Ich mache hier etwas, was nicht jeder kann“, betont er. Er will aber auch weiter regelmäßig Musikveranstaltungen anbieten. Zwar sei die Zielgruppe dabei eher jung, aber er will auch die Älteren nicht vernachlässigen. Das oberste Ziel müsse es schließlich sein, möglichst alle Interessenten zu erreichen.

Noch mehr Poesie-Wettstreit: Werner Holler veranstaltet mit seinen Kuckucksbühnen künftig auch in Ottenbronn bei Calw und in Altensteig Slams. Alle Termine stehen auf der Homepage www.kukusbuehne.de