Am Montag endet die Bieterfrist für die TV-Rechte für die Fußball-Bundesliga. Die Telekom hat kurz vorher den Wettbewerb noch einmal richtig angeheizt.

Stuttgart - Seit Jahren kommen den Bossen der Bundesligaclubs die Tränen, wenn sie hören, welche Summen sich in England und Spanien mit dem Fernsehfußball verdienen lassen. Ausgerechnet die deutsche Liga, von den Verantwortlichen gern als beste der Welt gelobt, backt bei der TV-Vermarktung bislang kleinere Brötchen. Das soll sich nun ändern, selbst wenn sich die einst von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge erhofften 800 Millionen Euro kaum realisieren lassen.

 

Aber in Richtung 600 Millionen soll es schon gehen, und deshalb hat die Deutsche Fußball-Liga (DFL) aus den Übertragungsrechten mehrere handliche Päckchen geschnürt. Wer das komplette Paket erwerben will, muss tief in die Tasche greifen. Derzeit kassiert die DFL für die verschiedenen Senderechte 412 Millionen Euro, darunter 250 Millionen von Sky (Pay-TV), 100 Millionen von der ARD und 25 Millionen von der Deutschen Telekom (Internetfernsehen). Ab der Saison 2013/14 hofft die DFL auf eine Steigerung um mindestens zehn Prozent.

Galt früher die Devise, dass ein Großeinkäufer mit Rabatt rechnen kann, so müsste jetzt etwa die Bezahlplattform Sky die Mitbewerber auf jedem einzelnen Feld überbieten. Denkbar ist aber natürlich auch, dass ein Käufer die Rechte etwa für das Internet oder mobile Endgeräte wie Smartphones an Sublizenznehmer weitergibt. Den meisten Fußballfans konnten diese Deals bisher egal sein. Ob die Zusammenfassung der Spiele bei RTL („Anpfiff“), Sat 1 („ran“) oder in der ARD („Sportschau“) lief, war allenfalls Geschmackssache, zumal das Bundeskartellamt eine „zeitnahe“ Ausstrahlung im frei empfangbaren Fernsehen zur Bedingung gemacht hatte. Diese Auflage haben die Wettbewerbshüter in einem wichtigen Punkt relativiert: Internet wäre auch in Ordnung.

Die Telekom greift den Pay-TV-Sender Sky an

Google, Yahoo, Vodafone oder der Axel-Springer-Verlag gelten als Konkurrenzkandidaten für die ARD. Das Erste könnte dann samstags frühestens ab 21.45 Uhr über die Bundesliga berichten, was man jedoch indiskutabel findet. Für viele Fans wäre das Ende der „Sportschau“ eine äußerst schlechte Nachricht. Es wird zwar gern der Eindruck verbreitet, ganz Deutschland tummele sich im Netz, aber schätzungsweise 25 Prozent Haushalte haben überhaupt keinen Internetzugang. Und selbst wenn: gerade in ländlichen Gegenden reicht die Übertragungsrate oft nicht für ruckelfreie Fernsehbilder.

Besser dran sind die Besitzer von Fernsehgeräten, die Internetbilder über ihren Fernseher empfangen können. Das dürfte für einen Großteil der Entertain-Kunden gelten. Das Internetfernsehen der Deutschen Telekom ist mit seinen gut 1,5 Millionen Kunden allerdings trotz des Bundesligaservices „Liga total“ längst nicht so erfolgreich wie erhofft; nur ein Zehntel der Abonnenten hat auch die Bundesligaübertragungen gebucht. Daher wird das Angebot auf Haushalte mit Satellitenempfang ausgeweitet, weshalb die Telekom zum Konkurrenten für Sky geworden ist. Die 250 Millionen Euro, die Sky bis jetzt bezahlt, dürften deshalb beim Wettbieten nicht mehr reichen. Nun hofft man beim Pay-TV auf den Beistand der Landesmedienanstalten: Die Aufseher wollen prüfen lassen, ob die Telekom überhaupt als Rundfunkveranstalter auftreten darf. Medien müssen hierzulande staatsfern sein, die Telekom gehört aber zu knapp 32 Prozent dem Bund. Das Unternehmen verteidigte sich mit dem Hinweis, man sei ja gar kein Veranstalter, sondern ähnlich wie die Kabelnetzbetreiber bloß Dienstleister; die Produktion der Fußballübertragungen obliege der Constantin Sport Medien GmbH.

Doch nun fährt der Konzern eine andere Strategie. Man will die kompletten Rechte erwerben und die Liga dann „von der Leine lassen“, wie es ein Telekom-Sprecher beschreibt: Die Telekom würde die Bundesligabilder produzieren (lassen) und im Stil einer Agentur weitervermitteln. Für sämtliche Rechte müsste sie wohl mindestens 500 Millionen Euro hinlegen. Am Montag um 15.30 Uhr läuft die Bieterfrist ab. Mit einer Entscheidung ist frühestens Mitte des Monats zu rechnen.