Der VfB Stuttgart sieht sich gerne als wieder erstarkt – und kann das auch belegen. Vizemeister, Champions-League-Teilnehmer, Pokalsieger, Porsche- und Mercedes-Partner, bald Part der Europa League und: Heimat zahlreicher deutscher Nationalspieler. Weil einer von ihnen aber nun auf Abwegen unterwegs ist, hat der Fußball-Bundesligist aus Bad Cannstatt bald die Möglichkeit, diese neue Stärke auch auf dem Transfermarkt zu beweisen.
Nick Woltemade will nach nur einem Jahr in Stuttgart und einem halben auf Toplevel schon wieder weg. Will den günstigen Moment – er selbst bärenstark, der FC Bayern in der Transfer-Bredouille – nutzen, um sportlich und wirtschaftlich gleich mehrere Stufen auf einmal zu nehmen. Das ist legitim, auch wenn es sich für Fans des VfB bescheiden anfühlt, dass einer, der seine emotionale Nähe zum Brustring-Club betont und in Stuttgart erst so richtig aufblühen durfte, so schnell die Gesetzmäßigkeiten der Branche bedient.
Nichtsdestotrotz gilt für den VfB: Weil ein Woltemade-Abgang besonders schmerzlich wäre, darf der Verein ruhig hartnäckig darauf pochen, dass er richtig gut entschädigt wird. Anders als im vergangenen Jahr bei Waldemar Anton, Serhou Guirassy und Hiroki Ito regelt keine Ausstiegsklausel die Höhe der Ablösesumme. Der Stuttgarter Sportvorstand Fabian Wohlgemuth kann also den Takt im Verhandlungspoker bestimmen.
Kann er den Wechsel auch verhindern? Theoretisch ja – durch eine extrem hohe Ablöseforderung, eine entsprechend kompromisslose Verhandlungsführung und deutliche Hinweise an den Reisewilligen, dass er in Stuttgart nicht fern aller Sinne einen Vierjahresvertrag unterschrieben hat. Wahrscheinlicher ist jedoch eine Einigung – von der ein wieder erstarkter VfB finanziell überdurchschnittlich stark profitieren sollte.