Sie setzt sich an ihren Yamaha-Flügel. Poldy Tagle tut dies auf ausdrücklichen Wunsch des Fotografen. Während er mit der Kamera direkt neben ihrer Tastatur hockt, hat sie sich komplett in ihr Spiel versenkt. Ein magischer Moment, ein Augenblick absoluter Konzentration. Die Macht der Musik entfaltet sich. Plötzlich tun sich in diesem kleinen Zimmer durch dieses spontane Piano-Intermezzo weit offene Landschaften vor dem inneren Auge des Zuhörers auf. Die Ohren sind gespitzt. Und die Seele macht einen Luftsprung. Als ob gerade Friedrich Hölderlins unvollendetes literarisches Vermächtnis „Der Gang aufs Land“ musikalisch neu interpretiert würde: „Komm, ins Offene, Freund!“