Der 54-jährige Familienvater Piotr Szczęsny aus der Kleinstadt Niepolomice bei Krakau hat sich im Oktober 2017 in Warschau verbrannt, um vor einer Diktatur in Polen zu warnen. Die Jugend berührt das Martyrium kaum. Eine Suche nach den Spuren einer radikalen Tat.

Warschau - Einen Augenblick, bevor Piotr Szczesny am Nachmittag des 19. Oktober 2017 ein Feuerzeug an seine mit Lösungsmittel getränkte Kleidung hält, muss es still gewesen sein auf dem Platz vor dem Warschauer Kulturpalast. Der 54-Jährige spielt eine Aufnahme seines Lieblingslieds „Kocham Wolność“ ab: „Ich kann so wenig machen/ Ich liebe und verstehe die Freiheit/Ich kann sie nicht aufgeben“, hallt es über den Platz. Erst als der antikommunistische Protestsong verstummt, gießt er Brandbeschleuniger auf Haut, Haare und Kleidung. Ein Feuerzeug klickt. Die Fußgänger haben es in der Dämmerung nicht wahrgenommen, sagen sie später. Sie hätten nur das Lied gehört – und den Schrei.