Politiker bei Twitter Das Staatsministerium twittert mit
„In der Bundespolitik ist der Druck viel größer, Twitter zu nutzen“, sagt Tilo Berner, „weil das ganz viele Bundestagsabgeordnete tun“. Berner war früher als Pressesprecher bei den Grünen in Baden-Württemberg auch für die Online-Kommunikation zuständig, heute ist er im Staatsministerium in Stuttgart Leiter des nach dem Wahlsieg von Grün-Rot neu geschaffenen Referats Online-Kommunikation. Dreieinhalb Stellen hat die Landesregierung für die Betreuung des Landesportals, der Website des Staatsministeriums sowie der Accounts der Landesregierung beziehungsweise Winfried Kretschmanns bei Facebook, Twitter, Youtube und dem Bildernetzwerk Flickr besetzt. „Wir wollen Politik verständlich kommunizieren“, formuliert Berner die Aufgabe seines Teams. Twitter und Social Media würden „immer mehr in den Lebensalltag der Menschen integriert“, da wolle die Landesregierung nicht hinterherhinken.
Als versteckten Vorwurf an die nicht-twitternden Landespolitiker will Berner das nicht verstanden wissen. „Die Beschränkung auf 140 Zeichen ist eine Herausforderung, auch für uns“, sagt der Referatsleiter. Abgeordneten und Ministern empfiehlt er, Twitter und andere Social-Media-Kanäle nur dann zu nutzen, „wenn sie sich damit wohlfühlen. Wer das nicht tut, der ist nicht authentisch“. Ministerpräsident Winfried Kretschmann etwa lässt seine Facebook-Seite vom Online-Team des Staatsministeriums betreuen. Social Media überlässt der Ministerpräsident den Spezialisten, „und er hätte dafür auch gar keine Zeit“, sagt Tilo Berner.
Was bringt’s? Was kostet’s?
Die Zeit- und Ressourcenfrage stellen sich auch viele Landtagsabgeordnete – und es geht auch darum, welcher Nutzen von einem aktiven Social-Media-Auftritt abfällt.
Twitter kann, wie alle anderen Social-Media-Kanäle, Politiker auch mit bisher nicht erreichbaren Gruppen von Bürgern in Kontakt bringen – nämlich mit all jenen, die weder Wahlkampfveranstaltungen besuchen noch sich bei Wochenmärkten Infozettel in die Hand drücken lassen.
Ein MdL ist nicht Barack Obama
Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer etwa findet jeden Tag genügend Zeit, um auf Facebook aktuelle Vorgänge in seiner Stadt aus seiner persönlichen Sicht zu kommentieren. Da ist mancher Schnellschuss dabei – etwa der jüngst veröffentlichte Vorschlag, dass Besucher des inzwischen geschlossenen Fernsehturms vor dem Besuch eine Erklärung unterschreiben sollen, dass sie sämtliche Risiken übernehmen. Dem Image des etwas steifen Politikers mit der abgeschliffenen Politrhetorik entkommt man im Social Web hingegen fast von selbst.
Four more years. twitter.com/BarackObama/st…
— Barack Obama (@BarackObama) 7. November 2012
Nicht alle Politiker können dabei freilich so erfolgreich sein wie Barack Obama, dessen Tweet „Four more years“ rekordverdächtige 809.000 Mal geteilt wurde. Doch interessierte Bürger aus dem eigenen Wahlkreis oder sogar dem eigenen Stadtbezirk lassen sich via Twitter (wie auch über Facebook) gezielt ansprechen.
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