Die beiden brasilianischen Politiker Henrique Alves und Renan Calheiros nutzten die Flugbereitschaft für private Reisen. Unter anderem ging es zum Finale des Confedcup. Das hat in der Bevölkerung für große Empörung gesorgt.

Stuttgart - Zum Finale Brasilien gegen Spanien nach Rio de Janeiro, zur Hochzeit der Tochter eines Kollegen in den Mode-Badeort Trancoso – sind das dienstliche Termine für die Präsidenten der beiden Parlamentskammern in Brasilien? Jedenfalls haben die Politiker die Flugbereitschaft der brasilianischen Luftwaffe für ihre Reisen bemüht – gerade in den Tagen, als Hunderttausende für niedrigere Bustarife und gegen Korruption auf die Straße gingen.

 

Die Zeitungen zeigten Henrique Alves, den Präsidenten des Abgeordnetenhauses, wie er im Maracanã-Stadion gebannt das Endspiel im Confedcup gegen Spanien verfolgt. Für die Reise aus Natal im Nordosten nach Rio hatte Alves eine der 15 Maschinen angefordert, die die Luftwaffe für Politiker-Sonderflüge bereithält. Alves nahm noch sieben Angehörige und Freunde mit. Er flog in einer Embraer 145, die bis zu 50 Passagiere fasst.

„Die Reise war eine dienstliche Verpflichtung“

Renan Calheiros, der Präsident des Senats, bestellte eine Maschine für den Flug nach Porto Seguro, den nächsten Flugplatz bei Trancoso, einem schicken Badeort, in dem die Tochter seines Parteikollegen Braga heiratete. „Ich wurde als Senatspräsident eingeladen“, rechtfertigte er sich, „die Reise war eine dienstliche Verpflichtung.“ Auch Alves gab an, in Rio gearbeitet zu haben. Allerdings bestand sein einzig offizieller Termin, das Spiel beiseitegelassen, in einem informellen Mittagessen mit Rios Bürgermeister Eduardo Paes.

Die öffentliche Empörung ist hoch. Die Privilegien der Politiker waren auch Zielscheibe der Demonstranten, die so zahlreich und wütend wie selten zuvor auf die Straße gegangen waren. Hinzu kommt, dass Alves und Calheiros umstrittene Figuren sind – wegen heftiger Korruptionsvorwürfe. Immerhin erklärten sich beide bereit, die Kosten zurückzuerstatten. „Mein Fehler war, dass ich meine Begleiter habe mitfliegen lassen“, sagte Alves. Calheiros kündigte an, rund 11 000 Euro zurückzugeben. Calheiros sprach von einer „Grauzone“, weil nicht klar sei, wann Amtsträger fliegen dürften. Aber so grau ist die Grauzone nicht. Das Formular zur Beantragung eines Flugzeugs gibt vier Gründe vor: Sicherheit, medizinischer Notfall, dienstliche Verpflichtung oder Heimflug. Für die Hochzeit erfand Calheiros einen neuen Grund: „Institutionelle Mission.“