Schwedische Forscher vermuten, dass autoritäre Einstellungen und Vorbehalte gegenüber Fremden in einem biologischen Mechanismus zur Krankheitsvermeidung wurzeln.

Stockholm - Rechtspopulismus und autoritäres Denken sind europaweit auf dem Vormarsch. Was treibt Wähler um, die sich für mehr oder weniger radikale politische Positionen entscheiden? Schwedische Forscher haben dazu nun einen interessanten Erklärungsversuch präsentiert. Ihre These lautet: Menschen, die sich besonders vor strengen Körpergerüchen ekeln, sind anfälliger für rechtes Gedankengut. Ihre Option für Rechtspopulismus oder -extremismus wäre demnach zumindest teilweise biologisch vorgegeben, der freie Wille spielte entsprechend eine geringere Rolle.

 

Die Psychologen und Mediziner der Universitäten Stockholm und Uppsala bestimmten unter anderem die Geruchsempfindlichkeit von 750 Testpersonen. Dazu maßen sie per Fragebogen deren Reaktion auf die Vorstellung, Urin, Achsel- und Fußschweiß sowie weiteren Körperausscheidungen und -ausdünstungen ausgesetzt zu sein. Das Ergebnis verglichen sie mit den politischen Einstellungen der Probanden, die mittels gezielter Fragen ermittelt wurden. Eine Frage lautete beispielsweise: „Unser Land braucht einen mächtigen Anführer, um radikale und unmoralische Strömungen in der Gesellschaft zu zerstören. Stimmen Sie zu?“ Die höchsten Zustimmungswerte stellten die Forscher bei Testpersonen mit besonders empfindlicher Nase fest. Diese Probanden zeigten auch eine stärkere Zustimmung für Donald Trump, der sich zum Zeitpunkt der Studie im Wahlkampf ums Weiße Haus befand.

Die Wissenschaftler um Jonas K. Olofsson sehen im geruchsbedingten Ekel ein primitives und elementares bio-chemisches Warnsystem des Körpers. Es steuere interpersonelle Kontakte insbesondere zu fremden Menschen und diene letztlich dem Infektionsschutz. Es spreche einiges dafür, dass ein Hang zu autoritären Einstellungen, der sich beispielsweise auch in der Stigmatisierung ethnischer und sexueller Minderheiten zeigen könne, und eine starke Ekel-Empfindlichkeit zum selben Mechanismus der Krankheitsvermeidung gehören, schreiben die Autoren. Sie sehen darin einen vielversprechenden Ansatz für weitere Forschungen auf dem Feld der politischen Psychologie.