Auf drei Teilnahmen bringt es mittlerweile auch die Linken-Gemeinderätin Gitte Hutter, die im Mai außerdem für das Regionalparlament kandidiert. „Kann man denn im Gemeinderat wirklich ’was verändern“, will eine Schülerin wissen. „Man muss in den Köpfen etwas verändern“, lautet Hutters Credo. Vieles dauere zu lange, ob nun in der Bundes- oder Kommunalpolitik. Zum einen würden immer zu viele Interessenvertreter mit am Tisch sitzen, zum anderen werde oft viel zu lang diskutiert. „Das Schlimmste für mich ist, wenn man nichts tut“, sagt die Leonbergerin. „Ich wünsche mir, wir würden öfter einfach mal etwas probieren und sehen, wie es läuft, anstatt es zu zerreden.“ Etwa beim großen Thema Nahverkehr in Leonberg. Und so diskutiert die Runde munter über Staus, fehlende Busverbindungen und Ticketpreise, während Brötchenkorb und Kaffeekanne immer leerer werden.

 

Gerhard Schröder gab den Anstoß

Bei Jasmina Hostert interessiert die Schüler vor allem, wie sie bei der SPD gelandet ist. „Ich war schon immer sozialdemokratisch angehaucht. Als dann Gerhard Schröder damals die Wahl verlor, bin ich eingetreten. Ich hatte das Gefühl, ich muss etwas für die Partei tun.“ Dort ist sie mittlerweile Kreisvorsitzende, sitzt im Böblinger Stadtrat und will auch ins Regionalparlament. Bei den Schülern punktet sie vor allem mit dem Thema soziale Gerechtigkeit. „Jeder soll die gleichen Chancen haben, egal, wo man herkommt“, sagt sie und erzählt von ihrer Schulzeit in Deutschland als Flüchtlingskind. Davon, dass sie wegen mangelnder Sprachkenntnisse nur eine Hauptschulempfehlung erhielt und trotzdem auf dem Gymnasium erfolgreich war.

Guter Einblick in die Politik

Bildung, Verkehr, das Bedürfnis, sich einzubringen – das sind die Themen, die die 17- und 18-Jährigen interessieren und die auch gut ankommen. „Alexander Stahl war sehr schüchtern, aber nett. Sabine Kober fand ich sehr aufgeschlossen“, sagt Valeriya Reichenäcker. „Jasmina Hostert fand ich sehr sympathisch und ihre Ansichten schlüssig“, meint Sebastian Beck. Jeder Politiker habe den Markenkern seiner Partei in den Vordergrund gerückt. Jede Gruppe hatte die Gelegenheit, drei Kandidaten kennenzulernen. „Ich würde mich selbst nie so intensiv mit diesen Politikthemen beschäftigen. So habe ich einen guten Einblick bekommen“, sagt Mirko Hoffmann.