Der katholische Stadtdekan Christian Hermes hat in einer Rede klar gemacht, wen er für keine Alternative fürs Land hält: Die AfD sei mit den ethischen und politischen Grundüberzeugungen der katholischen Kirche unvereinbar.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Der katholische Stadtdekan Christian Hermes hat auf der Stadtdekanatsratssitzung am Montagabend, rund sechs Wochen vor der Landtagswahl, klar Stellung bezogen gegen die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD): „Die AfD ist mit unseren ethischen und politischen Grundüberzeugungen als katholische Kirche unvereinbar“, sagte Hermes. „Eine Partei, deren Spitzenpersonal dafür eintritt, dass deutsche Polizisten an der Grenze auf Flüchtlinge schießen sollen, eine Partei, die unter dem Deckmantel der Bürgerlichkeit Ausländerfeindlichkeit und Hass schürt und für kein einziges Problem eine Lösung hat: eine solche Partei ist keine Alternative für unser Land“, so Hermes gegenüber den Kirchenvertretern.

 

Für die Stuttgarter Katholiken ist das eine deutliche Ansage, bei wem sie am 13. März ihr Kreuzchen aus Hermes’ Sicht zumindest nicht machen sollten. „Ich würde niemals eine Wahlempfehlung für eine Partei abgeben“, sagt Hermes gegenüber der StZ. Doch die AfD habe den Kreis der Parteien verlassen, die auf dem Boden der Verfassung stehen. Das Vokabular sei völkisch-nationalistisch.

Man müsse der AfD klar widersprechen, so Hermes

Geärgert hat sich Christian Hermes schon länger über das „Spiel“ der AfD: Zuerst werde verbal scharf geschossen, danach relativiert. „Mit dem Thema Schießbefehl wurde eine rote Linie überschritten“, sagt der Stadtdekan zu den Äußerungen der Parteivorsitzenden Frauke Petry und ihrer Stellvertreterin Beatrix von Storch, wonach Grenzpolizisten im Notfall auf Flüchtlinge schießen sollten. Sie haben bei ihm das Fass zum Überlaufen gebracht.

Hermes hofft, dass andere Kirchenvertreter seinem Beispiel folgen: „Ich finde, dass die Kirche da mutiger sein könnte, auch in der Auseinandersetzung mit politischen Tendenzen, die unseren Überzeugungen widersprechen“, sagt er. Es sei „nicht christlich“, was die AfD in der Flüchtlingsfrage vertrete, da müsse man klar widersprechen. „Wo immer Vorurteile und Hass gestreut werden, ist es unsere Pflicht, mutig das Wort zu ergreifen“, so Hermes.

Schon vorher ist der Stadtdekan mit Stuttgarter AfD-Vertretern aneinandergeraten. Den Fraktionsvorsitzenden Bernd Klingler hatte er auf Facebook als „zündelnden Rassisten“ bezeichnet, woraufhin der sich beim Landesbischof beschwerte, was Gebhard Fürst aber wenig gerührt haben soll. Nun ist das Nichtverhältnis noch einmal schlechter geworden.

AfD-Vertreter Klingler kritisiert den Stadtdekan

„Für mich ist Herr Dr. Hermes ein äußerst negatives Beispiel des christlichen Glaubens“, geht Bernd Klingler nun im Gegenzug den Stadtdekan an. Er habe nach dem Facebook-Eintrag mehrfach das Gespräch gesucht, immer sei Hermes angeblich auf Termin gewesen. Dieses Verhalten bezeichnet Klingler als „äußerst unchristlich“, „als Kirchenmann sollte man mit den Menschen sprechen, nicht über sie“.

Bernd Klingler hat im Gemeinderat verbal in der Flüchtlingsfrage zunehmend aufgerüstet. Doch von dem Vorschlag des Schießbefehls, der die AfD nun in die Defensive gebracht hat, distanziert er sich: „Schießen ist für mich keine Lösung“, sagt er. „Das war völlig ungeschickt, so etwas zu thematisieren“, ergänzt er zudem in Bezug auf die eigene Parteispitze.

Stadtdekan Hermes wiederum bestätigt Klinglers Kontaktversuche. Er sieht keine Notwendigkeit für ein Gespräch: „Über solche Themen muss ich nicht diskutieren.“