Junger Politkabarettist mit Potenzial: Nachwuchskünstler Bene Reinisch überzeugt bei Debüt im Alten Amtsgericht in Böblingen.

Die Kulturszene leidet an „Long Covid“ – das zeigen in diesen Tagen auch im Kreis Böblingen diverse Absagen von Konzerten und Kleinkunstveranstaltungen. Die würden zwar ohne Einschränkungen, dafür aber auch weitgehend ohne Publikum stattfinden. Viele Veranstalter gehen deshalb verständlicherweise auf Nummer sicher und setzten auf bekannte Namen. Der Künstlernachwuchs schaut in die Röhre.

 

Ein solches Nachwuchstalent ist Bene Reinisch. Der Hamburger ist erst 2021 – im Alter von 30 Jahren – zum politischen Kabarett gekommen. Zuvor war er als Zauberkünstler auf der Bühne gestanden. Um genau solchen Newcomern eine Chance zu geben, hatte der Verein „Die Kultourmacher vom Alten Amtsgericht“ ihn im November 2021 zu einem Auftritt nach Böblingen eingeladen. Hier sollte er sein brandneues Programm erstmals vor Publikum spielen. Die hohen Infektionszahlen vermiesten ihm jedoch das Debüt: Weil kurz zuvor die 2G-Regelung eingeführt worden war, hagelte es Absagen und die „Kultourmacher“ mussten den Termin absagen. Bitter für Bene . . .

„In Frankfurt spielte er noch vor sechs Leuten“

Ein halbes Jahr später ist es endlich soweit: Bene Reinisch geht als Politkabarettist auf Tour. Am Mittwochabend spielte er vor 65 Zuschauern im ausverkauften Theatersaal auf dem Schlossberg. „Das war sein dritter Auftritt. Davor hat er in Frankfurt vor sechs Leuten gespielt“, erzählt Gerhard Gamp, Theaterleiter im Alten Amtsgericht.

Der Auftritt in Böblingen sollte Bene Reinisch Mut machen: Mit seinem Programm „Irgendwas mit Meinung“ traf der studierte Medienjournalist beim Publikum einen Nerv. In einem für Kabarettisten ungewöhnlich nachdenklichem Ton reflektierte er darüber, wie von überall her Meinungen auf uns einwirken, am Ende aber niemand eine Lösung hat. Zwischendurch sorgte er immer wieder mit Zaubertricks für Auflockerung.

„Das kam gut an“, sagt Gamp nach dem Auftritt. Der Böblinger vertritt als Agenturchef selbst einige Kabarettprofis. Er sieht bei Reinisch ein gutes Zukunftspotenzial – vorausgesetzt, er schleife hier und da noch ein paar Programmlängen aus und feile ein bisschen an den Pointen. „Von ihm werden wir noch viel hören“, ist Gamp überzeugt.