Es sind meist kleine Fehler, die Einbrechern die Arbeit leicht machen. Die Polizei gibt bei einem Rundgang in Stuttgart-Sillenbuch Tipps und räumt auch mit dem einen oder anderen Irrglaube auf.

Sillenbuch - Ängstlich greift sich die Frau an die Brust. „Was ist passiert?“, fragt sie unsicher, als sie vor ihrer Haustür zwei Polizeibeamte in voller Montur erblickt. Passiert ist nichts, und damit das auch zukünftig so bleibt, sind Aline Tomzyk und Julian Holch da. Die Polizeioberkommissarin und der Kommissaranwärter sind im Sillenbucher Wohngebiet in Sachen Einbruchschutz unterwegs. Sie gehen die Straßen ab, beäugen die Häuser und sprechen die Bewohner an.

 

Halb geöffnete Fenster halten Diebe nicht ab, im Gegenteil

Am Haus in der Straße In der Werre ist ein Fenster halb geöffnet. „Ein gekipptes Fenster ist wie ein offenes Fenster“, sagt Aline Tomzyk, die im Bereich Prävention arbeitet. Sprich: Damit macht man es Kriminellen besonders leicht. Die Hausbewohnerin ist skeptisch. Da komme doch keiner hoch, glaubt sie. Julian Holch belehrt sie eines Besseren. Mülltonnen oder der Stuhl, der als Zierde vor der Haustür steht, könnten rasch als Aufstiegshilfen herhalten. Das sitzt. Ein Haus weiter gibt es indes auf den ersten Blick nichts zu bemängeln. Die Fenster sind vergittert, Türen und Fenster werden stets abgeschlossen, betont der Nachbar. „Wir sind sehr vorsichtig“, sagt der Mann.

Vertrauen ist gut, Vorsicht ist besser. Um die Bürger zu sensibilisieren, richtet die Stuttgarter Polizei seit 2013 einmal im Jahr in der dunklen Zeit einen Infotag aus. Fußstreifen rücken in besonders gefährdete Stadtgebiete aus oder in Nachbarschaften, wo erst kürzlich etwas passiert ist, und geben den Anwohner Tipps, wie sie sich sowie ihr Hab und Gut schützen können. In Sillenbuch sind es an diesem Tag zwei Zweierteams, die vor allem Alt-Sillenbuch und die Landstadt abklappern. Dem Polizeihauptkommissar Ferdinand Berroth ist nach kurzer Zeit schon das Infomaterial ausgegangen. „Den Flyer nehmen die Leute gern entgegen, sie sind interessiert und offen“, sagt er.

Wenn der Polizei etwas ins Auge sticht, klingelt sie

Die Polizisten halten bei ihren Rundgängen nach Fehlern Ausschau, die die Menschen unbewusst machen. Dazu gehören übervolle Briefkästen oder dauergeschlossene Rollläden, die nahelegen, dass die Hausbewohner ausgeflogen sind. Wo ihnen etwas ins Auge sticht, klingeln sie und machen die Bewohner auf die kostenlose Beratung der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle aufmerksam.

Treffen die Polizisten vor Ort niemanden an, hinterlassen sie eine Nachricht im Briefkasten. Aline Tomzyk rät grundsätzlich: „Eine wachsame Nachbarschaft ist der beste Einbruchsschutz.“ Sie empfiehlt, Nachbarn zu bitten, den Postkasten zu leeren, vielleicht auch mal ein Licht einzuschalten oder die Fensterläden zu bewegen, damit ein leeres Haus bewohnt wirkt. Wichtig sei: immer achtsam sein. Auch wenn man nur kurz einkaufen oder mit dem Hund Gassi geht. Denn dass Ganoven nur nachts um Häuser schleichen, sei ein Irrglaube.

Mehr Informationen

Die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle der Polizei informiert die Bürger kostenlos und neutral. Spezialisten kommen nach einer Terminvereinbarung ins Haus und zeigen Möglichkeiten auf, wo und wie man aufrüsten kann. Kontakt unter Telefon 0711/89 90 12 34. Mehr Infos gibt es online unter www.k-einbruch.de.