Die Stuttgarter Polizei ist seit gut acht Jahren auch in den sozialen Netzwerken unterwegs. Das jüngste Projekt, der Instagram-Auftritt, ist nun der Kanal für ganz Baden-Württemberg

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Ein Polizist sitzt auf dem Autodach des Streifenwagens und repariert eine Ampel. Die Lichtanlage in Stuttgart-Mühlhausen dräut vom Mast zu fallen, baumelt kopfüber am Kabel. Passanten sagen das einer Streife. Die ist zwar von der Hundeführerstaffel, aber spontan auch als Handwerkstrupp im Einsatz. Mit Kabelbindern befestigt der Beamte auf dem Dach die Ampel wieder. Und er verständigt das Tiefbauamt der Stadtverwaltung über den Schaden, damit dieser nicht nur provisorisch, sondern dauerhaft behoben werden kann.

 

Diese Geschichte, mitten aus dem Leben, verbreitet die Polizei nicht über ihre täglich ausgespielten Pressemitteilungen an die Medien in der Stadt. Denn bei diesen steht das Kriminalitäts- und Unfallgeschehen im Fokus. Dennoch bleibt sie nicht unerzählt. Denn die Polizei hat auch Kanäle für die Öffentlichkeitsarbeit, in denen unterhaltsamer Stoff über die Freunde und Helfer Platz hat – so kommt der Beamte auf Facebook groß raus, heimst mehr als 1000 Gefällt-mir-Daumen und Herzchen für die Aktion ein, sowie mehr als 160 lobende Kommentare.

Ein vierköpfiges Team steuert die Inhalte der drei Kanäle

Im vierten Stock des Polizeipräsidiums Stuttgart sitzt das Social-Media-Team, angegliedert an die Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit. Seit acht Jahren ist diese am Start, kurz davor hatte die Stuttgarter Polizei auch das Twitter-Account eingerichtet.

Damals wie nun auch wieder ist das Präsidium der Landeshauptstadt ein Pionier in Baden-Württemberg: Denn das Präsidium am Pragsattel ist mit dem Instagram-Auftritt im Pilotprojekt gestartet. Nun ist daraus die Zentrale für das ganze Land geworden. Seit Jahresbeginn steuert das vierköpfige Social-Media-Team von hier aus den Instagram-Auftritt für die Polizei in Baden-Württemberg. In zwei Jahren hat es die Seite auf mehr als 39 000 Fans gebracht.

Drei Kanäle bespielen die vier vom Social-Media-Team. Mit Stuttgart 21 nahm alles seinen Anfang. Als der Konflikt um das umstrittene Projekt auf dem Höhepunkt war, überlegte man seinerzeit im Präsidium, dass man für eine klare Kommunikation im Krisenfall dort präsent sein muss, wo sich Informationen am schnellsten ausbreiten. Das war der Startschuss für Twitter, Facebook folgte kurz danach im Januar 2012. Twitter sollte schnell mit Falschmeldungen aufräumen können. Facebook soll das Handeln der Polizei transparent darstellen. Im wesentlichen sind die Aufgaben der Auftritte in diesen beiden sozialen Netzwerken so geblieben. „Twitter ist für die Krisenkommunikation extrem wichtig, Facebook für die Transparenz und auch für die polizeiliche Prävention“, erläutert der Leiter des Teams, Lennard Remesch. Auf Twitter folgen 70 700 User der Polizei, auf Facebook 65 800. Wie wichtig es sei, im Fall eines großen Ereignisses schnell in den sozialen Medien reagieren zu können, habe vor kurzem erst wieder der Anschlag von Hanau gezeigt. Schnell waren Falschmeldungen im Netz unterwegs, und die Polizei konnte darauf reagieren, indem sie den gleichen Kanal benutzte. So geschehen auch bei dem Amoklauf in München beim Olympiaeinkaufszentrum.

Instagram ist der jüngste Auftritt. Zwei Jahre ist er am 1. März alt geworden. „Es ist der Kanal für Interessierte, die immer wieder Neues über die Polizei erfahren wollen, dient der Nachwuchswerbung und richtet sich an eine junge Zielgruppe“, sagt Remesch und lobt die „tolle Community“, die gewachsen ist. Man setzte beim Instagramauftritt nicht nur auf Bilder – auch wenn eine starke Bildsprache eingesetzt werde. „Wir haben extrem viel Text. An den Reaktionen und Rückmeldungen merken wir: Das wird gelesen“, stellt Remesch fest. Die Vorschläge für die Posts kommen aus dem ganzen Land von den Präsidien. Das Team in Stuttgart bereitet sie auf und steuert, wann sie online gehen.