Die bisherige Revierstation in der Augsburger Straße ist seit Jahresbeginn zu einem Polizeiposten abgestuft worden. Das hat zur Folge, dass das Gebäude in den Nachtstunden nicht mehr besetzt ist.

Untertürkheim - Was eigentlich schon seit Langem angekündigt ist, wurde zum Jahresbeginn vollzogen. Die bisherige Polizeirevierstation Untertürkheim in der Augsburger Straße 416 ist seit 1. Januar nur noch ein Polizeiposten und damit in den Abend- und Nachtstunden nicht mehr besetzt. In den Sitzungen der Bezirksbeiräte Wangen und Hedelfingen war diese Nachricht fast nur eine Randnotiz. Seit Jahren beschäftigen sich die Gremien mit dem Thema. Die Entwicklung, die vor zehn Jahren mit der Polizeistrukturreform begonnen wurde, hat eine weitere Stufe erreicht.

 

Bis Anfang 2009 gab es noch je ein rund um die Uhr besetztes Polizeirevier in der Ulmer Straße in Wangen sowie eines in der Augsburger Straße in Untertürkheim. In Hedelfingen und Obertürkheim war tagsüber der Polizeiposten in den beiden Rathäusern besetzt, und auch in Uhlbach und Rohracker waren zeitweise Polizeibeamte anzutreffen. Im Februar 2009 wurde dann die Aufteilung der Stuttgarter Polizeistandorte neu geordnet.

Wangener Revier ersatzlos gestrichen

Für die Oberen Neckarvororte bedeutete dies: Das Wangener Revier wurde ersatzlos gestrichen. Der Standort in der Augsburger Straße wurde – wie auch das frühere Revier Böheimstraße und jenes in Degerloch – als Revierstation umfirmiert. Dieses blieb auch nachts besetzt. Die Oberen Neckarvororte wurde mit Stuttgart-Ost fusioniert und vom Revier Ostendstraße aus geführt. Auch in Bad Cannstatt, auf den Fildern und im Stuttgarter Norden wurden Reviere zusammengelegt. Stadtweit gab es damit acht große Polizeireviere, drei Revierstationen und 13 Polizeiposten – darunter auch Obertürkheim und Hedelfingen. Diese beiden Bürger-Anlaufstellen wurden im Laufe der vergangenen Jahre ebenfalls geschlossen.

Zum 1. Januar 2019 folgte der nächste, vom Polizeipräsidenten angekündigte Schritt: Die Revierstation in der Augsburger Straße gilt nur noch als Polizeiposten – mit einer entscheidenden Konsequenz: Die Öffnungszeiten sind verkürzt. In den Abend- und Nachtstunden ist der Posten unbesetzt. „Untersuchungen haben ergeben, dass abends und in den Nachtstunden selten einmal ein Bürger dort vorbeikam“, sagt Polizeisprecher Stefan Keilbach. Erschwerend kam hinzu, dass der Posten nachts normalerweise nur mit einer Person besetzt war. „Aus Sicherheitsgründen durfte der Kollege den Bürger nicht ins Gebäude lassen, sondern nur mit ihm über die Sprechanlage kommunizieren und dann gegebenenfalls weitere Streifenkollegen zu Hilfe bitten.“

Rufanlage mit Sofortverbindung

Der Polizeiposten ist nun montags bis mittwochs von 8 bis 18 Uhr, donnerstags von 8 bis 20 Uhr und freitags von 8 bis 16 Uhr besetzt. Samstags, sonn- und feiertags ist der Polizeiposten geschlossen. „Bürger können während den Schließzeiten die Rufanlage an der Eingangstüre wie bei einem Apothekenschalter bedienen. Sie haben dann eine Sofortverbindung mit unserer rund um die Uhr mehrfach besetzten Leitzentrale. Diese Kollegen haben den direkten Draht zu den Streifenwagen, die dann zum Einsatzort eilen können.“

Rein rechnerisch würden durch die Auflösung der drei noch verbliebenen Revierstationen auch drei Kollegen frei, die für den nächtlichen Streifendienst eingesetzt werden können. „Denn in Zeiten, in denen jeder ein Mobiltelefon besitzt und über die Notrufnummer 110 die Leitzentrale erreichen kann, ist es wichtiger, dass ein Streifenwagen schnell vor Ort ist und nicht, dass ein Kollege nachts in der Revierstation sitzt“, sagt Keilbach.

Die Reaktionen der Lokalpolitiker in den Bezirksbeiratssitzungen waren gemischt. Die Hedelfinger Bezirksbeiräte bedauerten die Entwicklung mit einem resignierenden Achselzucken. In Wangen reagierten einige verärgert. Ingrid Kreis (Freie Wähler) fand die Argumentation der Polizei plausibel. „Ich habe tatsächlich das Gefühl, dass in Wangen öfter Streife gefahren wird.“ Untertürkheims SPD-Bezirksbeirat und Stadtseniorenrat Werner Feinauer bereitet der schrittweise Rückzug der Polizei aus dem Stadtbezirk Sorgen. „Die Bevölkerung, gerade ältere Menschen, wollen Ansprechpartner vor Ort, die die Gegebenheiten in ihrem Stadtbezirk kennen.“