Von Ditzingen nach Leonberg: Zwischen der alten und der neuen Arbeitsstätte des Polizeibeamten liegen nur wenige Kilometer. Und doch sind die Unterschiede groß.

Auf den ersten Blick unterscheiden sich der alte und neue Arbeitsplatz von Sven Schüler gar nicht so sehr. Erst leitete der 39-Jährige das Ditzinger Polizeirevier, vor einigen Wochen wechselte er dann in das wenige Kilometer entfernte Leonberger Revier. Die Menschen hier wie dort unterscheidet nicht so viel, sie leben beide im Speckgürtel der Landeshauptstadt Stuttgart. Und doch bedeutet der Wechsel für den Revierleiter einen Unterschied: ein größeres Revier, mehr Beamte, mehr Verantwortung. Waren es in Ditzingen 75 Polizisten auf 70 Personalstellen, sind es in Leonberg 102 Stellen.

 

Wechsel nach viereinhalb Jahren

Viereinhalb Jahre ist Schüler Leiter des Ditzinger Polizeireviers gewesen. „Es war eine sehr gute Zeit“, sagt Schüler. Das Revier sei klein und damit familiär gewesen. „Und die Zusammenarbeit war sehr gut“, sagt der 39-Jährige, der seit April in Leonberg Verantwortung trägt. Er meint damit auch die Kooperation mit den Rathauschefs. Ditzingen, Gerlingen, Hemmingen, Korntal-Münchingen und Schwieberdingen gehören zum Revierbereich. Vor allem in Ditzingen und Gerlingen gab und gibt es „Probleme mit Jugendgruppen“. Dass letztlich Aufenthaltsverbote ausgesprochen wurden, sei möglich gewesen, weil die Verwaltungen die Vorfälle gesammelt hätten.

Die Zeit der Pandemie sei auch für die Polizei eine besondere Zeit gewesen, sagt Sven Schüler. Nach seiner Einschätzung häuften sich die Einsätze, in denen psychische Auffälligkeiten zum Tragen kamen – allein, weil sich in der Coronazeit die mentalen Probleme gehäuft hätten.

Neuer Landkreis, neue Leute

Schon in Ditzingen musste er von seinen ursprünglichen Vorhaben Abstand nehmen, selbst bei den Bürgern durchgehend präsent zu sein. In Leonberg werde das noch viel weniger gelingen, ist Schüler überzeugt. Gleichwohl hatte er den Wechsel nach Leonberg selbst gewollt. Ihn hätten daran „ein neuer Landkreis und neue Leute“ gereizt. Zugleich aber bietet sich ihm dort nach eigenen Angaben auch die Möglichkeit, Karriere zu machen. Der Polizeioberrat hat in Leonberg die Chance, Polizeidirektor zu werden. Dies sei in Ditzingen nicht möglich gewesen.

Auch wenn er jetzt Karriere machen möchte – als junger Mann war er unschlüssig gewesen, welchen Beruf er erlernen wollte. Mediziner, Maschinenbauer – oder doch lieber Polizist? Der junge Mann, der keine Ungerechtigkeiten mochte, entschied sich bei der Berufswahl vielleicht gerade deshalb für Letzteres. Unmittelbar nach seinem Studium zum gehobenen Dienst war Schüler 2005 zum Polizeirevier in der Stuttgarter Innenstadt versetzt worden.

Nach Stationen beim Polizeipräsidium Stuttgart, der damaligen Landespolizeidirektion Stuttgart I und – als Fachlehrer – bei der Bereitschaftspolizei Biberach, wurde er 2014 für den höheren Polizeivollzugsdienst zum Polizeirat ernannt. Anschließend führte Schülers Weg ins Innenministerium des Landes, wo er beim Sachbereich Verkehr als Referent tätig war. „Das war gut für den sprichwörtlichen Blick über den Tellerrand“, sagte er einmal. In dieser Zeit vertrat er Deutschland im europäischen Verkehrspolizeinetz Tispol. Zweimal im Jahr trafen sich die Kollegen aus Europa in England.

Das Einsatzgebiet ist deutlich größer

Von dort führte der Weg des Vaters zweier Kinder zurück an die Basis, nach Ditzingen. Nun also das Polizeirevier Leonberg. Ein Gebiet, das mit 105 000 Einwohnern um rund 20 000 Einwohner größer ist als der Verantwortungsbereich des Ditzinger Reviers. Entsprechend größer sind etwa mit dem Leonberger Pferdemarkt die Traditionsfeste, entsprechend größer können auch die Einsätze sein.

Die Struktur der Reviere ist allerdings vergleichbar. Zu Leonberg gehören Renningen, Rutesheim und Weil der Stadt: Hier wie dort gibt es kleine Gemeinden und größere Städte mit Bahnanschluss und großen Arbeitgebern – und einer großen Nähe zur Landeshauptstadt.