Sie jagen mit 60 Streifenwagen ein unbewaffnetes Paar oder prügeln auf einen 13-jährigen Ladendieb ein – eine Untersuchung über Polizeiarbeit in den USA stellt den Ermittlern ein schlechtes Zeugnis aus.

Cleveland - Es ist zwar nur der Bericht über die Polizeiarbeit in einer einzigen US-Stadt. Doch weil ihn US-Justizminister Eric Holder persönlich in Cleveland vorgestellt hat und in diesen Tagen ohnehin Tausende von Amerikanern gegen Polizeigewalt auf die Straße gehen, ist dem Report landesweite Aufmerksamkeit sicher. Die Untersuchung kommt zu einem erschreckenden Ergebnis: Die Polizei in der Großstadt am Erie-See ist schlecht ausgebildet, übertrieben gewalttätig und lernt offenbar nur langsam aus Erfahrungen. Wenn überhaupt: Erst vor zwei Wochen erschoss ein Beamter einen zwölfjährigen Afro-Amerikaner, der in einem Park der Stadt mit einer Spielzeugpistole hantiert hatte.

 

Ermittler aus Washington untersuchten 600 Fälle, mit denen die Polizei in Cleveland zwischen 2010 und 2013 zu tun hatte. Die Beispiele für das brutale Vorgehen der Beamten, die Minister Holder nun vortrug, lesen sich wie aus dem Drehbuch für einen schlechten Action-Film. Im November 2012 etwa jagten zeitweise 100 Beamte in 60 Streifenwagen ein Auto, in dem ein unbewaffnetes Pärchen saß. Mehr als 130 Schüsse wurden auf das Fahrzeug abgegeben. Mehr als 20 Kugeln töteten die beiden Insassen.

Viele Opfer von Polizeiübergriffe sind Schwarze

In einem anderen Fall versetzten Polizisten einem am Boden liegenden Mann, der bereits Handschellen trug, Fußtritte an den Kopf.  Ein 13-jähriger Jugendlicher, der wegen eines Ladendiebstahls festgenommen war, bekam Faustschläge ins Gesicht, bis seine Nase blutete.

Die gewaltbereiten Beamten wurden teilweise mit sehr milden Strafen belegt oder kamen ohne jede Bestrafung davon, heißt es in dem Report. Obwohl die Untersuchung der Frage nicht nachging, ob die Polizisten aus rassistischen Motiven heraus zur Schusswaffe griffen oder handgreiflich wurden, ist dennoch ein Muster erkennbar. Viele Opfer der Polizeiübergriffe waren Schwarze, die Beamten dagegen mehrheitlich Weiße.

US-Justizminister Holder sagte nun, es müsse dringend mehr getan werden, um das Vertrauen der Bevölkerung in die Arbeit der Polizei zu verbessern. Untersuchungen wie in Cleveland laufen derzeit in mehr als 20 anderen US-Städten. Seit zwei Wochen demonstrieren Tausende von Menschen gegen die Entscheidung von Geschworenen, dass ein Polizist in Ferguson und ein Beamter in New York für den tödlichen Einsatz von Gewalt gegen unbewaffnete Afro-Amerikaner nicht vor Gericht gestellt werden.