Die positive Bilanz trifft aber bei Weitem nicht auf alle Kreise im Land zu. Im Alb-Donau-Kreis etwa haben die Delikte im vergangenen Jahr um 149,5 Prozent zugenommen im Vergleich zum Jahr 2014.
Stuttgart - Wohnungseinbrüche gänzlich zu vermeiden ist ein Ding der Unmöglichkeit“, stellte Innenminister Reinhold Gall am Donnerstag klar. Doch man habe erstmals seit acht Jahren einen Rückgang feststellen können. Gut sechs Wochen vor der Landtagswahl hat der SPD-Innenminister eine Bilanz vorgestellt. Die Polizei zählte 2015 mit 12 255 Einbrüchen 9,1 Prozent weniger Fälle als im Jahr 2014 mit knapp 13 500 Delikten.
Auch bei der Aufklärung von Einbrüchen meldete Gall Verbesserungen. Die Quote gelöster Fälle sei auf einen Fünf-Jahres-Höchststand von 17,3 Prozent gestiegen (2014: 14,0 Prozent). „Auch wenn das immer nur Momentaufnahmen sind, kann man schon von einer Trendwende sprechen“, sagte Gall. Den Rückgang der Zahlen führte der Innenminister unter anderem auf eine verstärkte Kooperation mit den Kommunen und der Landespolizei in Bayern, auf Präventionsmaßnahmen und auf eine Verstärkung des Personals im Bereich der Einbruchkriminalität zurück.
In 24 Kreisen haben die Einbrüche zugenommen
Insgesamt sind aber nur in 19 Kreisen im Land die Einbruchzahlen gesunken, gleichzeitig haben die Delikte in 24 Kreisen zugenommen. Mit einer Zunahme von 149,5 Prozent bildet der Alb-Donau-Kreis die rote Laterne: Im Jahr 2014 wurde dort 99-mal eingebrochen, im vergangenen Jahr waren es 247 Fälle. Dafür meldete Pforzheim knapp 50 Prozent weniger Fälle als im Vorjahr: 2014 machten sich 403-mal Einbrecher ans Werk, vergangenes Jahr wurde 207-mal eingebrochen.
Auch in Stuttgart konnte die Polizei eine positive Bilanz ziehen: Während sich die Beamten des Einbruchsdezernats im Jahr 2014 noch um 1277 Fälle kümmern mussten, waren es im Jahr 2015 mit 903 Fällen 29,3 Prozent weniger. „Die vielen Präventionsmaßnahmen, die Zentralisierung der Ermittlungen und die starke Präsenz der Schutz- und Kriminalpolizei in Wohngebieten, die im letzten Jahr noch einmal intensiviert wurde, greifen“, sagte der Stuttgarter Polizeipräsident Frank Lutz. Mit dem Rückgang habe sich auch die Schadensumme verringert. Äußerst zufrieden sei er über die gewachsene Aufklärungsquote, die im Vergleich zum Jahr 2014 um 10,5 Prozentpunkte auf 28,1 Prozent stieg.
FDP und CDU kritisieren die Einbruchbilanz
Generell stellt die Polizei im Land immer wieder fest, dass viele Einbrecher eine ausländische Staatsbürgerschaft haben. „Mehr als 55 Prozent der Einbrecher sind keine Deutschen“, sagte Gall. Von diesen stamme rund die Hälfte aus den Ländern Georgien, Serbien, Rumänien, der Türkei und dem Kosovo. Zudem seien unter den insgesamt 1203 ermittelten Tatverdächtigen 230 Asylbewerber gewesen. Die Polizei vermutet, dass viele Einbrecher in Banden serienmäßig unterwegs seien. „Bei einem Großteil handelt es sich um reisende Gruppen“, sagte der Landespolizeipräsident Gerhard Klotter. Diese suchten sich bewusst Gebiete in Baden-Württemberg aus, die nahe an Autobahnen liegen, um sich den Wohngebieten schnell nähern und anschließend wieder flüchten zu können.
Kritik für die Einbruchbilanz hagelte es von der Opposition: „Zweifellos ist jeder Rückgang zu begrüßen. Wenn aber in 24 Landkreisen die Einbruchszahlen weiter zunehmen, während sie in lediglich 19 Landkreisen sinken, kann sich der Minister für fallende Einbruchszahlen nicht feiern lassen“, kommentierte der CDU-Spitzenkandidat zur Landtagswahl, Guido Wolf. Es könne keinesfalls von einer Trendwende gesprochen werden. Der innenpolitische Sprecher der FDP, Ulrich Goll, forderte, die Präsenz der Polizei weiter auszubauen: „Mit dem von der FDP seit Langem geforderten Gesamtkonzept inklusive der 1000 zusätzlichen Stellen für die Polizei hätte man hier schon weiter sein können. So aber hat Grün- Rot wertvolle Zeit verstreichen lassen.“