Fanfest und Public Viewing ziehen an den ersten EM-Tagen große Menschenmengen in Stuttgart an. Die Polizei hat dennoch wenig zu tun.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Monatelang hat sich die Polizei auf die Europameisterschaft 2024 und die damit verbundenen Herausforderungen vorbereitet. „Zum Glück“, so hört man immer wieder, wurde sie bis jetzt kaum gebraucht.

 

Es scheint sich in weiten Teilen der Stadt zu wiederholen, was das Sommermärchen 2006 – mit einer unrühmlichen Ausnahme – in den Kessel brachte: Menschen aus vielen Ländern feiern fröhlich und friedlich gemeinsam in der Stadt, in den Parks, Kneipen und natürlich im Stadion. Das ist nicht selbstverständlich, wenn man bedenkt, dass in einem Biergarten die Biervorräte leer getrunken worden waren – von den dänischen Fans.

Dänische Fans feiern im Stadtgarten. Foto: dpa/Christoph Schmidt

Wie groß die zu schützende Menschenmenge war, das zeigt sich an den Zahlen der Besucherinnen und Besucher auf dem Schlossplatz in der zentralen Fanzone: 25.000 besuchten am Tag vor dem ersten Spiel ein Konzert. Tags drauf kamen 30.000, um vor der historischen Kulisse des Schlosses das Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland zu sehen. Das ist die maximal erlaubte Anzahl an Menschen auf dem Schlossplatz. „Wir mussten aber nie dicht machen“, sagt der in.Stuttgart-Sprecher Jörg Klopfer. Am Samstag kamen über den Tag verteilt 41.000 Personen, am Sonntag 44.000.

Erstes EM-Spiel in Stuttgart verläuft friedlich

Die Veranstaltungsgesellschaft und die von ihr beauftragte Sicherheitsfirma zählt die Menschen mit einer elektronischen Anlage, die in den Eingangstoren verbaut ist und mit Lasern arbeitet. Dadurch habe man immer den genauen Überblick, wie viele Menschen auf dem Platz seien, denn das Gerät zählt auch, wie viele die Fanzone wieder verlassen. Zusammen waren es also rund 140.000 Menschen, die im Laufe des ersten EM-Wochenendes auf dem Schlossplatz waren.

Der bislang herausforderndste Tag ist der Sonntag gewesen. Da galt es, die Anreise mehrere Tausend Fans von der Innenstadt zum Stadion zu begleiten. Die Dänen hatten sich im Stadtgarten zu einer feuchtfröhlichen Party eingefunden, bevor sie sich zum ersten Spiel in der Stuttgart Arena – so heißt das Stadion am Neckar für die Dauer des Turniers – aufmachten. Die Unterstützung der gegnerischen Mannschaft aus Slowenien starteten vom Schlossplatz.

Weder auf dem Hin- und Rückweg noch während des Spiels verzeichnete die Polizei nennenswerte Vorkommnisse, meldete die Landespolizei am Sonntag. Am Montag war es sehr ruhig – das lag laut der Polizei vermutlich nicht nur daran, dass die Partien Belgien gegen die Slowakei und Rumänien gegen die Ukraine hießen, sondern auch am Wetter – nur wenige kamen bei leichtem Regen in die Stadt.

Polizei sperrt zwischenzeitlich Stadtbahnhaltestelle Schlossplatz

Lediglich die schiere Menge der angereisten Fans war ein Problem: Die Polizei musste in Absprache mit den Verkehrsbetrieben mehrere Haltestellen sperren. Dadurch sollte eine gefährliche Enge auf den Bahnsteigen vermieden werden. Betroffen war davon die Stadtbahnhaltestelle Schlossplatz und der Zugang zur Klett-Passage.

In Bad Cannstatt musste die Bundespolizei ebenfalls nur einschreiten, wenn es am Bahnhof zu eng wurde. „Der heutige Einsatz verlief friedlich und störungsfrei. Die Mannschaften und Fans zeigten heute ein faires Spiel - auf und neben dem Platz. Für uns war es eine gelungene Generalprobe für das Spiel Deutschland gegen Ungarn am kommenden Mittwoch“, sagte der Einsatzleiter der Bundespolizei, Thomas Hammer.

Hochrisikospiel am Mittwoch

Am Mittwoch steht mit der Partie Deutschland gegen Ungarn ein Hochrisikospiel an. Vier Spiele der EM 2024 sind als solche eingeordnet, zwei davon finden in Stuttgart statt. Die Polizei fokussiert sich vor und nach dem Spiel darauf, die Fanlager voneinander getrennt zu halten. Der Grund dafür sind vor allem berüchtigte und gewaltbereite Hooligans aus Ungarn, die Carpathian Brigade. Die Polizei rechnet fest damit, dass sie in Stuttgart auftauchen werden. Und ist vorbereitet: Am Mittwoch wollen sowohl die deutschen als auch die ungarischen Fans mit einem Fan-Marsch zum Stadion ziehen. Die Polizei will die Gruppen „zeitlich und räumlich“ voneinander trennen.

Arbeit hatte die Polizei ansonsten an den ersten Tagen zweimal wegen Drohnen, die unerlaubt über der Innenstadt und beim Stadion unterwegs waren. Zwei flogen am Freitagabend über der Fanzone und der Königstraße. Drei waren am Sonntag in Bad Cannstatt am Himmel. Es herrscht ein Flugverbot über allen Veranstaltungsorten.