Wie das Landeskriminalamt in Stuttgart mitteilte, haben rund 150 Einsatzkräfte 14 Wohnungen in Baden-Württemberg, Hessen und Niedersachsen durchsucht und vier Hauptverdächtige festgenommen.

Stuttgart/Konstanz - Die Polizei hat einen mutmaßlichen europaweit agierenden Mädchenhändler-Ring ausgehoben. Rund 150 Einsatzkräfte durchsuchten am Dienstag zeitgleich 14 Wohnungen in Baden-Württemberg, Hessen und Niedersachsen, wie das Landeskriminalamt in Stuttgart am Mittwoch mitteilte. Auch in Frankreich und in Belgien gab es Durchsuchungen.

 

Die Maßnahmen in Deutschland richteten sich den Angaben zufolge gegen 22 Personen, darunter vier Frauen, im Alter von 18 bis 60 Jahren. Die Staatsanwaltschaft Konstanz ermittelt gegen sie unter anderem wegen des Verdachts des Menschenhandels, der Körperverletzung, Vergewaltigung und Freiheitsberaubung. Im Raum Singen wurden vier Hauptverdächtige festgenommen. Sie sitzen mittlerweile in Untersuchungshaft.

15-Jährige gegen ihren Willen festgehalten

Bereits im September war die Polizei auf einen aus dem Kosovo stammenden Familienclan aufmerksam geworden. Bei der Wohnungsdurchsuchung fanden die Beamten ein 15-jähriges Mädchen, das zunächst berichtete, dass es sich freiwillig bei der Familie aufhält. Im Zuge der Ermittlungen fand die Polizei jedoch heraus, dass die Jugendliche gegen ihren Willen dort festgehalten wurde, körperlich misshandelt, bedroht sowie mehrfach zum Geschlechtsverkehr gezwungen wurde.

Weitere Ermittlungen ergaben dem Landeskriminalamt zufolge, dass Angehörige der Familie insgesamt rund 50 Mädchen und junge Frauen illegal über Italien und Frankreich nach Deutschland, Belgien und Skandinavien brachten. Die Opfer, die überwiegend aus dem Kosovo stammen, wurden laut der Ermittler meist mit falschen oder den Personalausweisen anderer Mitglieder des Familienclans in die jeweiligen Länder gebracht.

In Baden-Württemberg wurden am Dienstag elf Wohnungen durchsucht. Im Kreis Esslingen fanden die Beamten eine 14-Jährige, die gefangen gehalten wurde. Das Mädchen wurde zunächst von einer Opferschutzorganisation aufgenommen. Weitere Orte des Großeinsatzes lagen in den Landkreisen Konstanz und im Rems-Murr-Kreis, den Städten Stuttgart und Heidelberg.

In Hessen durchkämmten die Ermittler zwei Wohnungen von Verdächtigen im Schwalm-Eder-Kreis, in Niedersachsen ein Appartement im Kreis Cuxhaven.