Ein 21-Jähriger ist in einer Stadtbahn als Schwarzfahrer erwischt worden. Daraus wird kurz darauf ein Verbrechenstatbestand der räuberischen Erpressung.
Er gibt sich weder reumütig noch zerknirscht, der 21-Jährige, der in einer Stadtbahn von Kontrolleuren ohne gültigen Fahrausweis erwischt wird. Im Gegenteil: Mit Gewalt versucht er zu entkommen, wird am Ende von einer alarmierten Polizeistreife festgenommen. Zwischen Kavaliersdelikt und Knast: Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen des Verdachts einer räuberischen Erpressung, verzichtete letztlich aber darauf, ihn am Freitag einem Haftrichter vorzuführen.
Der Vorfall spielte sich am Donnerstag gegen 13 Uhr in einer Stadtbahn der Linie U 2 in Fahrtrichtung Botnang ab. Nach Polizeiangaben wurde der 21-Jährige zwischen den Haltestellen Herderplatz und Lindpaintner Straße vom Prüfpersonal kontrolliert und sollte zur Personalienfeststellung mitkommen. Draußen allerdings versuchte des Schwarzfahrens verdächtige Fahrgast kurzerhand zu entkommen. Ein 64-jähriger soll ihn verfolgt und festgehalten haben, dann aber von dem 21-Jährigen geschlagen worden sein.
Warum der Vorfall als räuberische Erpressung gilt
Allerdings kam der junge Mann nicht weit: „Eine alarmierte Polizeistreife hat auf der Anfahrt den flüchtigen Verdächtigen entdeckt und anschließend festgenommen“, sagt Polizeisprecher Stephan Widmann. Offenbar ist er auch wegen anderer Delikte bereits polizeibekannt. Die Staatsanwaltschaft überlegte daher, ihn womöglich in Untersuchungshaft nehmen zu lassen.
Der Vorwurf: räuberische Erpressung. Dabei hatte der 21-Jährige eigentlich niemanden beispielsweise mit einem Messer bedroht und Bargeld gefordert. Doch als räuberische Erpressung könne auch dieser Vorgang verstanden werden, betont Stefanie Ruben, Sprecherin der Stuttgarter Staatsanwaltschaft: „Es geht darum, dass man sich gegen die Forderung eines erhöhten Beförderungsentgelts mit Gewalt zur Wehr setzt.“ Das sei ein Verbrechenstatbestand, bei dem eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr drohe.
Angriffe aufs Kontrollpersonal häufen sich
Immer wieder versuchen Schwarzfahrer mit Angriffen auf Kontrolleure der Zahlung von 60 Euro Strafe zu entgehen. Einen spektakulären Fall gab es im Februar in einer Stadtbahn der Linie U 12, wo eine 34-jährige Mutter am Bopser in der Innenstadt ohne gültigen Fahrschein erwischt worden war. Die Frau soll dabei ihren Kinderwagen gegen die Beine der drei Kontrolleure gestoßen haben, um sich einen Fluchtweg zu verschaffen. Am Berliner Platz in der Innenstadt soll in einer Stadtbahn der Linie U 9 ein 57-jähriger Prüfer von einem 27-Jährigen gar gewürgt worden sein.
Ob die Beschuldigten danach auf freien Fuß kommen, wie die rabiate Mutter, oder vor dem Haftrichter landen, wie nach dem Würgeangriff – das hänge von weiteren Faktoren ab, stellt Staatsanwaltssprecherin Ruben fest. Fluchtgefahr angesichts fehlenden Wohnsitzes oder einer hohen Straferwartung – klassische Haftgründe. Bei dem 21-Jährigen in Botnang wurde letztlich am Freitag davon abgesehen.