Der Polizeiposten in Vaihingen ist nicht rund um die Uhr besetzt. Für die Sicherheit der Bürger ist dennoch gesorgt, auch wenn die Polizei nicht persönlich, sondern nur über die Sprechanlage erreichbar ist.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Früher hatte Vaihingen ein eigenes Polizeirevier. Seit der Zusammenlegung der Filderreviere gibt es an der Robert-Leicht-Straße 15 nur noch einen Polizeiposten. Das zuständige Revier 4 hat seinen Sitz an der Balinger Straße in Möhringen. Im Gegensatz zum Revier ist der Posten eine Dienststelle, die nicht 24 Stunden sieben Tage die Woche besetzt ist, erklärt Kriminaloberrat Martin Rathgeb, der seit Juli das Polizeirevier 4 leitet. Das ist auch den Vaihinger Bürgern schon aufgefallen, im Bezirksbeirat wurde der neue Revierleiter ebenfalls darauf angesprochen, als er sich dort vorstellte.

 

Die Rollläden des Vaihinger Postens bleiben oft geschlossen. Das hat einen einfachen, rein mathematischen Grund. Um den Posten zumindest von 6 bis 21 Uhr besetzen zu können, bräuchte es mehr Beamte, rechnet Rathgeb vor. Vier, die die Morgenschicht übernehmen; vier, die den Posten am Nachmittag und Abend besetzen würden.

Zwei Beamte bräuchte man je Schicht, die vor Ort sind, wenn zwei das Haus verlassen, beispielsweise wegen Ermittlungen. Denn: „Aus Eigensicherungsgründen darf ein Polizist, der alleine im Posten ist, die Tür nicht öffnen, wenn jemand klingelt“, sagt der Revierleiter. Es bräuchte also mindestens acht Polizisten, um einen Betrieb des Postens von morgens bis abends zu gewährleisten. Diese kleine Rechnung geht in Vaihingen nicht auf, es fehle schlicht an Personal. Das sei jedoch nicht nur in dem Filderbezirk, sondern in ganz Stuttgart der Fall, erklärt der Kriminaloberrat. Auch andernorts seien die Posten nicht ständig besetzt.

In nur wenigen Minuten können Beamte vor Ort sein

Die Sicherheit der Bürger sei dennoch nicht gefährdet, betont Rathgeb. „Die Ansprechbarkeit der Polizei hängt nicht von einem besetzten oder nicht besetzten Posten ab.“ Die Klingel an der Tür des Postens werde in jedem Fall beantwortet. Wenn der Posten nicht besetzt ist, bildet sie eine Art Standleitung entweder zum Revier in Möhringen oder zur Polizeieinsatzzentrale in Stuttgart. „Beide können im Falle eines Falles direkt Kräfte nach Vaihingen schicken“, sagt Rathgeb.

„Die Sicherheit der Bürger ist genauso gewährleistet, wie zu der Zeit, als der Posten in Vaihingen noch ein Revier war. Wir haben eine hohe Polizeidichte in Stuttgart. In nur wenigen Minuten können Beamte vor Ort sein“, so Rathgeb. Er betont allerdings, dass die Polizei nach Priorität handle. Ein Raubüberfall habe immer Vorrang vor einem Parkplatzrempler, wegen dem keine Streife mit Blaulicht und Martinshorn anrückt. Auch, wenn der Posten prinzipiell besetzt ist, kann es sein, dass kein Polizist die Tür öffnet, etwa wenn eine Vernehmung in den Räumen stattfindet.

Die diensthabenden Polizisten eines Postens rücken eher selten aus, sagt Rathgeb, es sei denn, der Unfall oder Tatbestand fand in unmittelbarer Nähe zum Posten statt. „Wenn die Bäckerei gegenüber vom Posten überfallen wird, sind die Beamten natürlich die ersten vor Ort. Sie müssen dann allerdings den Posten schließen, wenn sie ermitteln gehen“, sagt Rathgeb. Generell werden die Einsatzlagen, ob Unfall oder Diebstahl, vom Revier in Möhringen koordiniert.

Die Polizei gehört auf die Straße

Rund 150 Stellen sind im Zuständigkeitsbereich des Polizeireviers 4 Balinger Straße, das von Büsnau bis Plieningen reicht, vorgesehen. „Wir haben genug Polizisten, um die Sicherheit unserer Bürger zu gewährleisten“, sagt Rathgeb. Dennoch ist ihm daran gelegen, dass seine Beamten für die Bürger sichtbar sind. Bei der Besetzung der Posten sieht er Verbesserungsmöglichkeiten. Wie genau die aussehen, möchte er mit einer eigens ins Leben gerufenen Arbeitsgruppe erörtern. „Ich möchte schauen, ob die Polizisten zu den Zeiten an den Stellen sind, wo es am sinnvollsten ist“, sagt der Revierleiter. Durch Umverteilung könnte man vielleicht die Präsenz in den einzelnen Posten erhöhen. „Mir ist es wichtig, dass die Polizei den Bürgern als Ansprechpartner zur Verfügung steht“, so Rathgeb.

Die Präsenz auf der Straße, durch Streifen oder Beamte zu Fuß, ist für Martin Rathgeb allerdings wichtiger als die Besetzung der Posten, wo die Beamten doch recht unsichtbar sind. „Die Polizei gehört auf die Straße“, sagt Rathgeb. Die Bürgernähe seiner Kollegen sei ihm wichtig. Er selbst gehe so oft wie möglich zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu Terminen in seinem Revier. „Man wird einfach wahrgenommen von den Menschen. Ich wurde schon mehrfach auf der Straße oder in der Bahn angesprochen und auf Umstände hingewiesen, um die ich mich nun kümmern kann“, sagt der Kriminaloberrat.