Zur vollständigen Rekonstruktion von zwei Raubüberfällen im Zuge des Frühlingsfests suchen Polizeitaucher nach weiteren Beweisstücken im Neckar. Die Täter sind inzwischen gefasst, die Überfälle weitgehend aufgeklärt.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Die Fälle sind geklärt, die Tatverdächtigen sind geschnappt und sitzen in Untersuchungshaft. Doch damit ist die Polizeiarbeit zu zwei Raubüberfällen am Rande des Frühlingsfests noch nicht getan: Um zu überprüfen, ob die Verdächtigen die Wahrheit sagen, und um weitere Beweisstücke zu sichern, sind am Dienstag Polizeitaucher in den Neckar gestiegen. Sie suchten beim Mühlsteg in Bad Cannstatt nach Beutestücken, von denen die gefassten Männer behaupten, sie hätten sie in den Fluss geworfen.

 

Zwei Mal schlugen die Verdächtigen offenbar in unterschiedlicher Zusammensetzung zu, und beide Male spielten sich die Taten ähnlich ab. Sowohl am 19. April, einem Dienstag, als auch am Maifeiertag begann die Geschichte damit, dass ein Abend auf dem Frühlingsfest zu Ende ging. Aus ihrem Auto heraus sprachen junge Männer die Opfer an und fragten sie, ob sie mitkommen wollten um mit ihnen auf einer Privatparty weiterzufeiern.

Täter locken Opfer mit der Aussicht auf Parties nach Zapfenstreich im Bierzelt

Beide Männer hatten Lust und stiegen ein. Der erste wurde am Fuße eines Weinbergs zusammengeschlagen und ausgeraubt. Das zweite Opfer erwischte es noch schlimmer. Auf einem Feldweg hielten die Männer an, schlugen ihr Opfer zusammen und raubten ihm Papiere, Handy und Uhr. Der Mann erlitt schwere Verletzungen. Er konnte sich noch bis zu einem Wohnhaus retten, klingelte bei Anwohnern und brach dann bewusstlos zusammen.

Weil den Dieben auch die Bankkarte des einen Opfers in die Hand gefallen war und einer von ihnen damit Geld abhob, kam ihnen die Polizei auf die Spur und nahm sie Mitte Juli fest. Was genau die Männer über in den Fluss geworfene Beutestücke sagten, verrät die Polizei mit Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen nicht. Aber offenbar war es genug, um die Taucher loszuschicken. „Sie haben einiges gefunden, Schrott und dergleichen – aber nichts, was mit der Tat zu tun hat“, sagte ein Polizeisprecher.

Taucher finden Schrott – aber keine neuen Beiweisstücke

Bei der Stuttgarter Wasserschutzpolizei tun aktuell sieben Taucher Dienst. „In Stuttgart sind es zurzeit nur Männer, aber an anderen Standorten tauchen auch Polizistinnen“, sagt Roland Fleischer, der Sprecher des zuständigen Polizeipräsidiums Einsatz. Sie holen neben Waffen und Einbruchswerkzeugen wie Brecheisen immer wieder auch Handys an die Oberfläche, welche Straftäter zur Vertuschung weggeworfen haben. Auch Munition und Waffen aus dem Zweiten Weltkrieg kämen mitunter am Grund zum Vorschein. Neben „allem, was mit Straftaten zu tun hat“ nennt der Sprecher noch die Kategorie „Versicherungsbetrug“ als Aufgabe der Taucher – Zeitgenossen, die ihr Moped oder Auto ersetzt haben wollen, versenken das Fahrzeug im Neckar. Besonders belastend sei die Suche nach vermissten Personen. Es sei schon vorgekommen, dass die Taucher auf Autos stießen, in denen die Verunglückten noch angeschnallt hinterm Lenkrad saßen.