Beamte der Einsatzhundertschaft fahren künftig auf acht Elektrorädern Streife in der Stadt. Die Fahrradstaffel ging am Freitag an den Start. Sie ist die erste ihrer Art in Baden-Württemberg.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Es hat in Stuttgart schon einmal Polizisten auf Fahrrädern gegeben. Zu diesem Thema findet man einen Artikel aus dem Jahr 2007 im Zeitungsarchiv, der die Überschrift trägt: „Polizeiräder stehen meistens im Keller“. Elf Jahre zuvor waren die Fahrradstreifen am 1. Juli 1996 gestartet. Acht Trekkingräder bekam die Stuttgarter Polizei damals. Für ihr staubiges Ende im Keller wurden damals vor allem zwei Gründe angeführt: Stuttgarts Hügel und das Versäumnis, die Radstreifen fahrradtauglich einzukleiden.

 

19 Jahre und 16 Tage später gibt es einen Neustart: Wieder bekommt die Stuttgarter Polizei acht Fahrräder. Doch nun soll alles anders werden. Zum einen werden die Räder nicht mehr wie beim ersten Anlauf 1996 auf die Reviere verteilt, sondern es gibt eine zentrale Fahrradstaffel. Zu ihr zählen 16 junge Beamte der Einsatzhundertschaft, die dieses Mal auch passende Sportbekleidung für 715,30 Euro pro Person erhalten haben. Zum anderen aber haben sie als Fahrzeug nun das bekommen, was der Innenminister Reinhold Gall (SPD) bei der Übergabe am Freitag „Fahrräder mit eingebautem Rückenwind“ nannte: Elektrofahrräder. Damit sollten dann auch die vielen Hügel kein Problem mehr darstellen. Da die Elektromobilität im Land vom Verkehrsministerium gefördert wird, hatte der Polizeipräsident Franz Lutz beim Start der Staffel gleich zwei Landesminister an seiner Seite, den Innenminister und den Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne).

Fahrradstreife soll nicht nur auf den Radverkehr achten

Die Beamten der Einsatzhundertschaft sollen möglichst jeden Tag auf den Rädern in der Stadt unterwegs sein, sagte der Polizeipräsident Franz Lutz. Ausnahmen seien Tage, an denen es die Witterung nicht zulasse oder die Hundertschaft für Großeinsätze gebraucht werde. „Es werden nicht immer alle acht unterwegs sein können, aber immer ein paar“, so Lutz.

Die Fahrradstreife solle in der Stadt nicht nur auf den Radverkehr achten, auch wenn das natürlich eine wichtige Aufgabe sei. „Sie werden auch in Zivil und Uniform Fahndungen unterstützen und Streife fahren“, erläuterte der Polizeichef. Da die Pedelecs „schnell und lautlos“ unterwegs seien, könnten sie sich viel unauffälliger bewegen als Streifenwagen. Zudem könnten sie auch auf Wegen Streife fahren, die für andere Fahrzeuge nicht zugänglich seien. Natürlich sei auch der zunehmende Radverkehr und die damit verbundene steigende Zahl der Unfälle mit Fahrrädern ein Grund, warum die Polizei ebenfalls auf Rädern unterwegs sei. Nicht zuletzt sei es eine der Aufgaben der Radstreife, das Radwegenetz auf Tauglichkeit zu überprüfen und Rückmeldungen zum Zustand zu geben.

Die Polizei verfügt im Land über 94 Elektrofahrräder

Das freut den Verkehrsminister Winfried Hermann, der bei seinem Programm zur Feinstaubreduzierung (siehe Bericht auf Seite 21) auch auf einen Ausbau des Radverkehrs setzt. Die Anschaffung der Räder unterstützte das Verkehrsministerium im Rahmen der Landesinitiative Elektromobilität II. Die Polizei verfüge im Land bereits über 94 Elektrofahrräder, sagte Gall. Mit der Unterstützung des Verkehrsministeriums werde die Zahl der Diensträder in diesem Jahr noch mehr als verdoppelt, zudem bekomme die Polizei weitere 29 E-Fahrzeuge. Insgesamt gebe es bereits 60 Elektrofahrzeuge im Landesfuhrpark, fügte der Verkehrsminister Winfried Hermann hinzu. Trotz der hohen Zahl der Pedelecs bei der Polizei im ganzen Land ist die Stuttgarter Fahrradstaffel mit Elektroantrieb die erste ihrer Art. Sie soll im ganzen Stadtgebiet unterwegs sein. Weitere sollen folgen, etwa in Mannheim, Karlsruhe und Freiburg, sagte der Innenminister.