Ein Stück Stoff mit einem Schlitz in der Mitte – fertig ist das Herbst-It-Piece: Der Poncho feiert ein kleines Revival. Zu dem wollenden Umhang sollte man jedoch am besten eng anliegende Hosen tragen, der Silhouette zuliebe.

Wenn die Tage kürzer werden und man den Roibuschtee mit Honig einem kühlen Radler vorzieht, ist es wieder Zeit für Cocooning. So heißt es neudeutsch, wenn sich der Mensch lieber in die vier Wände zurückzieht und es sich am Kamin oder unter der Kuscheldecke bequem macht, anstatt draußen zu frösteln.

 

Passend zu diesem herbstlichen Ritual hat die Mode einen Trend wieder entdeckt, der angeblich bereits vor Hunderten von Jahren bei den Inkas in Lateinamerika beliebt war: Der Poncho ist wieder da. Viele Generationen von Frauen erinnern sich mit Schaudern an ihre Kindheit in den Sechziger, Siebziger oder Achtziger Jahren zurück, als Mutter einem die kratzige Wolldecke mit Kopfschlitz und mexikanischen Stickereien überwarf und sagte: „Aber ja nicht drauf kleckern! Das geht nicht mehr raus!“ Da stand man dann wie ein bedröppelter Wandteppich, wollte klettern, wollte rutschen und das wärmende Zelt war einfach nur lästig und kratzte am Hals.

Doch wie so vieles, was vollkommen unpraktisch (Shopper-Bags), unbequem (High-Heels) oder untragbar (transparente Blusen) ist, wird nun auch der Poncho wieder zum It-Piece der Herbst-Saison erklärt. Ob mit Fransen im Indianer-Look, lässig in Kapuzenpulli-Optik oder edel aus Cashmere und anderen feinen Stoffen – auf den Laufstegen und in den Städten sieht man allerorten wandelnde Indianerzelte, Wandteppiche und kunterbunte Patchwork-Decken mit aus dem mittigen Schlitz heraus lugenden Köpfen. Einschlägige Modemagazine werden nicht müde, zu betonen, dass man den Look doch bitte schön mit Skinny-Jeans oder Leggins sowie schmalen Stiefelchen oder Ankle-Boots kombinieren soll. Damit man wenigstens noch ein bisschen Silhouette unter dem wallenden Gewand erkennen kann.