Der Vatikan öffnet sein Geheimarchiv zum umstrittenen Pontifikat von Pius XII. Er war während der NS-Zeit das Oberhaupt der katholischen Kirche. Die Ankündigung brachte positive Reaktionen hervor.

Tel Aviv/Washington - Die israelische Regierung und die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem haben die angekündigte Öffnung des Vatikan-Geheimarchivs zum umstrittenen Pontifikat von Pius XII. während des Zweiten Weltkriegs begrüßt. „Wir freuen uns über die Entscheidung und hoffen, dass sie den Zugang zu allen relevanten Archiven ermöglicht“, sagte ein Sprecher des israelischen Außenministeriums am Montag.

 

Yad Vashem in Jerusalem zeigte sich in einer Mitteilung optimistisch, dass dies „eine objektive und offene Forschung sowie einen umfassenden Diskurs über Themen in Bezug auf das Verhalten des Vatikans im Besonderen und der katholischen Kirche im Allgemeinen während des Holocausts ermöglicht“.

Ab März 2020 zugänglich

Papst Franziskus lässt das Geheimarchiv des Vatikans zum Pontifikat von Pius XII. öffnen. Die Akten sollen ab dem 2. März 2020 für Forscher zugänglich sein. Das hatte Franziskus bei einer Audienz Mitarbeitern des Archivs angekündigt.

Auch das American Jewish Committee (AJC) begrüßte den Schritt. „Die Entscheidung von Papst Franziskus, diese Materialien nun vollständig öffentlich und für internationale wissenschaftliche Forschung zugänglich zu machen, ist für die katholisch-jüdischen Beziehungen enorm wichtig“, erklärte Rabbi David Rosen, Internationaler Direktor für Interreligiöse Angelegenheiten beim AJC. Es sei besonders wichtig, dass Experten der führenden Holocaust-Gedenkstätten in Israel und den USA die Aufzeichnungen auswerteten.

Pius XII. war von 1939 bis zu seinem Tod im Jahr 1958 Papst. Er wurde nach dem Krieg kritisiert, nicht entschieden genug gegen die NS-Verbrechen die Stimme erhoben und über den Holocaust geschwiegen zu haben.