Von Freitag an gehen Pop Freaks und solche, die es werden wollen, wieder ins Merlin. Der Kurator des Festivals hat uns erzählt, wie er die ganzen Bands entdeckt.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Für Popfans beginnt das Konzertjahr diese Woche erst so richtig, wofür in hohem Maße das Pop-Freaks-Festival im Kulturzentrum Merlin in Stuttgart-West verantwortlich ist. Dort blüht die Popkultur nicht nur im Sommer (also beim Klinke-Festival im August), sondern auch im Winter, wenn es schneit (ist zumindest so angekündigt). Und wer das Line-Up nicht als Hipsterscheiß begreift, sondern als Degustationsmenü aktueller Pophoffnungen – der wird an bis zu elf Abenden ziemlich viel Spaß haben.

 

Das Festival eröffnet am Freitag mit Lambert und am Samstag mit Pollyester, also einem Pianisten mit Antilopenmaske und einer Band, die Kraut- und Dada-Disco verspricht. Schräg? Nee, frisch:

Das Merlin präsentiert also auch mit der neunten Auflage des Pop Freaks neue deutsche Popmusik, was nicht zuletzt dank der städtischen Fördergelder möglich wird. Das komplette Line-Up gibt es auf der Merlin-Homepage oder in der Bilderstrecke oben. Wie in den Jahren zuvor hat sich der Kurator Arne Hübner vorgenommen „spannende Acts zu finden, gerne mit Ecken und Kanten. Ich versuche, zwischen eingängig und freakig den Spannungsbogen zu halten“.

Und wie kommt man auf die? „Mary Ocher hat uns einfach über Facebook angeschrieben. Andere finde ich über die Kurzrezensionen in der Spex“, berichtet Hübner. Auf Drangsal sei er dank der Social-Media-Community gekommen. „Die sind befreundet mit den Nerven, das klingt ja schonmal interessant ...“

Perlentauchen statt Schleyerhalle

Es geht hier also eher ums Perlentauchen als um Schleyerhalle-Acts. Wer beim Pop Freaks auftritt, ist noch nichts für die breite Masse oder wird es nie sein. Wanda hätten vergangenes Jahr fast am Line-Up gestanden. Ansonsten, sagt Hübner, seien Gisbert zu Knyphausen und die Sängerin Dillon die Pop-Freaks-Acts, die nach ihrem Merlin-Gig besonders groß herausgekommen sind – neben Laing, Naked Lunch, Dagobert, Der Nino aus Wien oder Stuttgarter Acts wie Die Nerven, Human Abfall und Levin Goes Lightly.

Wer jetzt laut aufstöhnt, weil er die Genannten nicht kennt, dem sei gesagt: Einerseits wollen ja immer alle anders sein als alle anderen. Andererseits machen Konzerte viel mehr Spaß, wenn man vor oder nach dem Gig den Festivalkurator im angrenzenden, feschen Merlin-Café Platten auflegen sieht oder mit der Merlin-Chefin Sekt trinken kann.

Ansonsten haben sich Arne Hübner und das Merlin ein Stammpublikum aufgebaut, das dem Geschmack des Bookers vertraut. Und sei es nur, weil die Bands so lustige Namen haben. „Dabei machen A Tribe Called Knarf nicht unbedingt die eingängigste Musik“, sagt Hübner. Einsteigern, die sich selbst nicht als Pop Freaks bezeichnen würden, empfiehlt er eher Lambert, der am Donnerstag das Pop Feaks mit Pianomusik eröffnet, oder tags darauf die Band Pollyester mit ihrem Disco-Pop. Die habe er beim Puch Open Air nahe München gesehen und auch die Band Trümmer, die 2014 im Merlin aufgetreten ist, sowie den diesjährigen Pop-Freaks-Act Aloa Input. „Aber schreib das nicht in die Zeitung, sonst gehen da beim nächsten Mal alle hin!“


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