Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Beim Pop-Freaks-Festival geht es traditionell um Pop im besten Wortsinn: Das Merlin stellt nicht etwa Vertreter von irgendwelchen Subkulturen auf die Bühne – sondern Acts, auf die man sich einigen kann. Die aber trotzdem nicht beliebig klingen und auch nicht glatt. Oder zumindest nicht glatt im herkömmlichen Sinn. Dagobert zum Beispiel, der Schweizer Schnulzensänger: dessen Songs sind so Schlager, dass es manchem Zuhörer wehtut. Anderen wärmen sie das Herz; diese Leute singen das ganze Konzert über mit und setzen sich nach dem Konzert für das Erinnerungsfoto bei Dagobert auf den Schoß. Wenn alles ironisch ist, ist es schon fast subversiv, solche Songs zu singen.

 

Was ein Festival wie das Pop Freaks zu mehr macht als einer bloßen Reihe von Konzerten: Es dient als Plattform für die Szene, man vernetzt sich. So etwa beim Konzert von Trümmer, wo ein Teil der Noiserock-Durchstarter Die Nerven die Abendkasse machte – und mit etlichen Konzertbesuchern nach dem Konzert Richtung Türlenstraße eilte, wo das Trio im Rahmen des Filmwinters selbst ein Konzert gab. Auch bei der drittletzten Veranstaltung des Festivals geht es ums Vernetzen: Am Donnerstagabend bringt das Merlin die Stuttgarter Musikblogger-Szene zu einer Lesung zusammen. Und das ist ja das Schöne daran – dass es so eine Szene in Stuttgart gibt.

Eine Lichtgestalt dieser Szene gibt es an den verbleibenden Pop-Freaks-Tagen noch zu erleben: Levin goes lightly. Der Lo-Fi-Solist spielt die Stuttgarter Locations rauf und runter. Dass es jedes Mal voll ist, spricht dafür, dass man auch diesen Künstler immer und immer wieder sehen möchte. Den Abschluss des Festivals bilden am Samstag Naked Lunch aus Österreich. Die haben ihr Konzert im Zwölfzehn im April mit „Shine On“ beendet – einer hell strahlenden Perle von Song, zu der man alle um einen herum in den Arm nehmen und auf die Zukunft anstoßen möchte. Es wäre auch ein schöner letzter Song für das Pop-Freaks-Festival 2014.