Die Kulturregion Stuttgart macht mit ihrem Pop-up-Bauwagen in Waldenbuch Station und sammelt Ideen zu öffentlichen Räumen, in denen der Wohlfühlfaktor stimmt.

Waldenbuch - Parkende Autos haben einen der schönsten Plätze der Waldenbucher Altstadt belegt. Zwischen der Stadtkirche und dem historischen Rathaus dominiert grauer Asphalt. Besucher der Andachten, des Landesmuseums oder der Musikschule stellen hier ihre Fahrzeuge ab. Daran hat man sich gewöhnt – doch muss es auch so bleiben? Die Kulturregion Stuttgart ist derzeit in ausgewählten Städten mit ihrem Bauwagen unterwegs und fordert die Menschen auf, öffentliche Plätze zu erobern und eigene Ideen für deren Gestaltung zu entwickeln.

 

„Spiel:Raum“ lautet das Motto, unter dem der rollende Ideen-Pool auf Tour ist. Und tatsächlich erinnert der knallgelbe Wagen an ein kunterbuntes Spielmobil. Eine junge Familie gehört am Dienstag zu den ersten Gästen, die aus Steckelementen kleine Möbel zusammenbauen, sich mit dem Kinder-Boccia vergnügen, aus frischer Minze Tee aufgießen und ihre Gedanken und Gefühle zur Platzgestaltung notieren. „Es gibt viel zu entdecken. Wir kommen sicher noch mal wieder“, sagen sie.

Der Bauwagen bleibt bis Sonntag

Vesna Hetzel und Ann-Josephin Dietz kennen das Phänomen. „Wir erleben es immer wieder, dass Menschen mehrmals vorbeischauen“, erzählen sie. In Nürtingen und Remseck hat der Wagen bereits Station gemacht. Bis zum Sonntag bleibt er in Waldenbuch. Im Tagebuch, in dem die Projekt-Assistentinnen die Anregungen und Wünsche sammeln, füllen sich die Seiten. „Das Konzept ist auf Interaktion ausgelegt. Die Bürgerinnen und Bürger sollen sich austesten, den Platz neu denken und herausfinden, was gut ist oder was fehlt“, berichtet Ann-Josephin Dietz.

Der Bauwagen liefert die Materialien dazu und gibt Denkanstöße. Im Inneren steht eine Werkbank, es gibt Spiele, Stifte, Papier, Straßenmalkreide oder eine Polaroid-Kamera, mit der man seine Eindrücke festhalten kann. Die Besucher sollen Raum einnehmen, Raum erweitern, den Raum fühlen und auch Raum für Worte und Ideen haben. Ein Kartenständer liefert die Vorlagen. Fragen wie „Was riechst du hier“, „Kannst Du hier die Zeit vergessen“ oder „Wie wird dieser Ort in 20 Jahren aussehen“, regen zum Nachdenken an.

Es fehlt an Grün

Aus vielen Gesprächen wissen Vesna Hetzel und Ann-Josephin Dietz, was von den Menschen vor Ort besonders oft vermisst wird: „Blumen und Pflanzen, Spielplätze sowie Treffpunkte, an denen kein Konsumzwang herrscht.“ Wie das aussehen kann, zeigen die Projektmacher in einer Kooperation mit vier Künstlerinnen. Seit Juli 2020 fertigen Julia Schmutz, Laura Becker, Marie David und Veronika Schneider gemeinsam mit vielen Menschen eine überdimensionale handgenähte Picknickdecke.

Ein Ableger davon ist mit dem Bauwagen auf Reisen. Auch die Waldenbucher sind dazu aufgerufen, mit Stoffresten, Nadel und Faden an der „Unterhaltung im Freien“ teilzunehmen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Und vielleicht ergibt sich dabei die eine oder andere Idee, was anstelle des zugeparkten Parkplatzes im Herzen der Stadt entstehen könnte.

Mehr Infos zum Bauwagen

Öffnungszeiten
 Der Bauwagen lädt noch bis Sonntag, 26. September, in Waldenbuch zum Mitmachen ein. An den Wochentagen ist das Pop-up-Mobil von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Am Samstag und Sonntag gelten verlängerte Öffnungszeiten von 13 bis 18 Uhr.

Aktionen
Es sind Aktionen mit lokalen Partnern geplant. Am Freitag, 24. September, findet am Bauwagen um 17 Uhr ein Gespräch mit Markus Speidel, dem Leiter des Museums der Alltagskultur, zu „Museen und ihre Nachbarschaft“ statt. Am Samstag wird ab 13 Uhr gemeinsam an der Picknickdecke gearbeitet. Den Abschluss bildet am Sonntag, 26. September, um 15 Uhr eine Führung durch die aktuelle Nachhaltigkeitsausstellung im Museum der Alltagskultur.

Kontakt
Weitere Informationen zu den Angeboten in und um den Bauwagen sowie die Aktion „Spiel:Raum“ gibt es unter https://www.kulturregion-stuttgart.de/was/spielraum.