Bei einem Treffen im „westQuartier“ sind Ideen für mögliche Aktivitäten zur wenigstens zeitweisen Bespielung des Platzes bis zu dessen Neugestaltung gesammelt worden.

S-West - Den Bismarckplatz einen Platz zu nennen, das ist angesichts der Segmente, die auch von Straßen durchtrennt sind, eine Übertreibung. Ein richtiger öffentlicher Platz soll der Bismarck-Platz aber werden, einer mit Aufenthaltsqualität. Vielleicht wächst er sich mit der Realisierung des siegreichen Wettbewerbsentwurfes im Rahmen des Sanierungsprogrammes „Stuttgart 28“ sogar zu dem aus, was dem Westen bisher fehlt: zu einer Art Mitte. Zu „unserem gemeinsamen Wohnzimmer“, wie Eckhard Ernst, Architekt und Stadtplaner, das nennt. Bis zur Realisierung im Jahr 2020 ist aber noch lange hin: „Deshalb wollen wir mal damit anfangen, jetzt schon hin und wieder ein Sofa ins künftige Wohnzimmer zu stellen.“

 

Hin und wieder soll ein Sofa ins künftige Wohnzimmer

In dieses Bild fasste Benz, was nun beim aktuellen „Platzgespräch“ im „westQuartier“ angegangenen wurde: eine Ideensammlung für temporäre Belebungen des Bismarckplatzes in der Interimszeit bis zum Umbau. Zu diesem „Pop-Up Bismarckplatz“ fanden am Samstagnachmittag immerhin zwei Dutzend Interessierte zusammen. Weil die angestrebten Aktivitäten aber nicht kostenlos zu haben sind, stellte vorneweg Mareike Kopka-Schulze vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung den Verfügungsfonds vor, aus dem die Mittel fließen sollen. Gefördert werden können schon Kleinstaktivitäten bis 50 Euro, pro Jahr stehen insgesamt 7000 Euro zur Verfügung, und mit der Raummiete für den Nachmittag wurden aus dem Fonds dann auch schon „ein paar Euro genutzt“.

Die Diskussion selbst bekam dann zunächst eine gewisse Unwucht, weil Einzelne noch einmal bereits im Rahmen der Bürgerbeteiligung zum Wettbewerb gewälzte Themen erörtern wollten. Etwa, wie viel Grün erhalten werden soll oder wie der Verkehr eingedämmt werden könnte, inklusive der Buslinie. Ein anderer Anwohner wollte „Klartext reden beim Alkoholiker-Problem auf dem Platz“, wozu „kommunikative Lösungen“ à la Elisabethen-Platz erörtert wurden, was Rosentreter aber als „eine in unserem Zusammenhang zu große Nummer“ bezeichnete. Das zeitigte nach einer guten Stunde einen gewissen Schwund unter den Teilnehmern. Ein paar habhafte Ideen sind dann aber doch zusammengekommen. Etwa für „temporäres Wasser“ an heißen Tagen als Attraktion für Kinder. Open-Air-Kino wurde von Uwe Rosentreter, der die Veranstaltung moderierte, schon ganz am Anfang genannt.

Urban Gardening gewünscht – die vorhandenen Beete verwildern

Mehrfach ins Spiel gebracht wurde auch das Thema Urban Gardening. Auch in Verbindung mit einem „Ärgernis“: Die vier Wechselbeete werden wegen Personalmangels vom Gartenbauamt nicht mehr bepflanzt und verwildern. Zwei wurden jetzt gesäubert: „Weil nächste Woche eine Gemeinderatsabordnung kommt. Da werden die beiden anderen sicher auch noch aufgeräumt“, vermutete ein Anwohner. Hier sei aber „jede Veränderung besser als der aktuelle Zustand“, betonte ein anderer. Thomas Becker hatte dann den Vorschlag, eine Art „Lastrad-Verleih“ anzubieten „für Leute, die kein Auto haben“.

Rainer Benz will „schon jetzt einen Test für Tempo 20“ haben, weshalb der zum stehenden Begriff gewordene „lange Zebrastreifen zur besseren Überquerung der Schwabstraße“ und Verknüpfung der Platzteile einmal „experimentell aufgemalt werden“ soll: „Die Farbrolle habe ich“, fügte er hinzu. Ins Spiel gebracht wurde auch das „mobile Grün“, das als „Grünes Zimmer“ beim Tag der offenen Tür des Rathauses Furore gemacht hatte.

Ziel der Gruppe ist es, den Stadtraum zurück zu erobern

„So langsam tröpfeln die Ideen“, meinte Rosentreter. Und als Annik Aicher die Idee eines „Erzähl-Cafés in einem kleinen Zelt“ vortrug, wobei Geschichten zur Historie des Westens sich zu einer „Hör-Bibliothek“ auf der Homepage entwickeln könnten, war fast schon eine erste Aktions-Gruppe gefunden, in Verknüpfung mit Nicole Poppitz, die das gerne mit der erfolgreich getesteten „Parklets“-Idee verknüpfen würde. Eventuell gar verbunden mit dem mietbaren, mobilen „Grünen Zimmer“. Als Standort wurde gleich die „oft illegal beparkte“, nordöstliche Ecke des Bismarckplatzes ausgemacht. Und auch für „die Verkehrsgeschichte“ fand sich eine Arbeitsgruppe, unter Leitung von Rainer Benz. Zwecks Umsetzung wurden gleich nächste Treffen vereinbart. „Wir erobern den Stadtraum zurück“ – das ist das Motto der Platzgespräche insgesamt. Auch insofern zeigte sich Eckhard Ernst „relativ zufrieden mit dem Ergebnis“: „Ich denke schon, dass da ein paar Ideen Wirklichkeit werden.“