Der Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück dringt auf eine Besserstellung von Gewerkschaftsmitgliedern in künftigen Tarifrunden der Metall- und Elektroindustrie. Mächtige Arbeitnehmervertreter wollen ihn unterstützen.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Der Gesamtbetriebsrat des Sportwagenherstellers Porsche fordert den IG-Metall-Vorsitzenden Berthold Huber auf, dass sich die Gewerkschaftsführung in künftigen Tarifrunden für eine finanzielle Besserstellung der IG-Metall-Mitglieder einsetzt.

 

Eine entsprechende Initiative hat der Betriebsratsvorsitzende Uwe Hück gestartet. „Die IG Metall sollte ihre Möglichkeiten offensiv nutzen, um für ihre Mitglieder einen zusätzlichen Bonus in den kommenden Tarifverträgen zu verankern“, schreiben Hück und der Vertrauenskörperleiter Werner Weresch in einem der Stuttgarter Zeitung vorliegenden Brief an Huber. Dies steigere die Attraktivität der Gewerkschaft, wirke sich positiv auf die Beteiligung an Tarifbewegungen aus und setze neue Impulse bei der Mitgliederwerbung.

„Es kann nicht sein, dass die IG-Metall-Mitglieder etwas erkämpfen, und zum Schluss kriegen all die Beschäftigten, die nicht mitgewirkt haben, das Gleiche“, monierte Hück gegenüber der StZ. „Wir brauchen einen neuen Weg – und darüber will ich die Diskussion eröffnen: Wer etwas haben möchte, muss einen Beitrag leisten.“ Sonst dürfe man nicht das Gleiche verlangen wie diejenigen, die alles gegeben hätten. „Meine Überschrift lautet: eine gerechtere Tarifrunde“, betonte der Betriebsratschef. „Wir brauchen eine gewisse Ehrlichkeit – und wir brauchen eine Gesellschaft der Solidarität und nicht des Egoismus.“ Die Beschäftigten sollten sich engagieren. „Nicht jeder muss in die Gewerkschaft eintreten, aber wer draußen bleibt, sollte weniger bekommen als ein Mitglied.“

Mit Blick auf eines seiner sozialen Projekte vergleicht er das Tarifgeschäft mit einem Fußballclub, in dem nur die Mitglieder die Duschen nutzen dürfen. „Wer duschen möchte, muss seinen Beitrag zu Strom und Wasser leisten, um vernünftige Arbeitsbedingungen zu schaffen“, sagte er.

Unmut in der Porsche-Belegschaft

Die Belegschaft der Porsche AG, schreiben die Arbeitnehmervertreter dem IG-Metall-Chef, empfinde es mehr und mehr als ungerecht, „dass auch diejenigen, die sich nicht gewerkschaftlich für die Rechte der Arbeitnehmer einsetzen, als Trittbrettfahrer in gleicher Weise von tariflichen Entgelterhöhungen und anderen tariflichen Errungenschaften profitieren“. Der Unmut in der Porsche-Belegschaft hat auch mit dem jüngsten Tarifabkommen in Höhe von 5,6 Prozent für eine Laufzeit von 20 Monaten bis Ende 2014 zu tun. „Der Tarifabschluss war nicht der große Knaller“, kritisierte Hück. „Die Glaubwürdigkeit der IG Metall hat darunter gelitten.“

Hück weiß bei seinem Vorstoß für einen Bonus die Delegierten der IG-Metall-Verwaltungsstelle Stuttgart hinter sich, die gestern darüber beraten haben. Und auch die einflussreichen Betriebsratsvorsitzenden Bernd Osterloh (Volkswagen), Peter Mosch (Audi) und Jürgen Dorn (MAN) haben ihre Unterstützung zugesagt. Wie Huber darüber denke, wisse er nicht. „Wenn ich eine Revolution mache, kündige ich das nicht an – ich mache sie einfach“, sagte Hück. „Das war schon im Kinderheim so“, fügte er mit Blick auf seine eigene Kindheit an. Er sei davon überzeugt, dass die IG Metall sich in diesem Punkt gegen die Arbeitgeber durchsetzen könne. „Die IG Metall ist stärker, als sie sich manchmal gibt“, sagte Hück. „Wir sollten nicht nur auf Halten spielen, sondern ab sofort den Sturm verstärken und mehr Tore schießen. Dann werden wir das Spiel gewinnen.“

Die Idee des Mitgliederbonus wird seit vielen Jahren in den Gewerkschaften diskutiert. In der Praxis scheiterten die Forderungen meist an der konsequenten Abwehrhaltung auf Arbeitgeberseite. Die Unternehmen haben kein Interesse an einer Spaltung der Belegschaften. Zudem wollen sie nicht aktiv daran mitwirken, die Attraktivität der Gewerkschaften zu erhöhen. So gingen die Vorstöße insbesondere von IG Metall, Verdi und Chemiegewerkschaft zumeist ins Leere. Sonderkonditionen für die Mitglieder gibt es bisher somit eher in Haustarifverträgen, kaum in wichtigeren Flächentarifverträgen.

Hück zufolge darf der Arbeitgeber einen Bonus in Höhe des Gewerkschaftsbeitrags gewähren. Konkret kann er sich diverse Formen einer Prämie vorstellen – auch einen Rentenbaustein, zumal er infolge der Tarifrunde derzeit bei Porsche einen „hohen Rentenbaustein“ für das Jahr 2012 aushandeln will. Darüber sei er mit der Arbeitgeberseite im Gespräch und hofft, bis übernächste Woche ein Ergebnis zu haben.