Der Gewinn des VW-Großaktionärs Porsche Holding ist im vergangenen Jahr kräftig gestiegen. Bei der Suche nach Beteiligungen nimmt die Stuttgarter Finanzgesellschaft künftig neben etablierten Unternehmen auch Start-ups in den Blick.

Stuttgart - Der Rekordgewinn bei VW hat auch beim Hauptaktionär Porsche Automobil Holding SE zu einem Gewinnsprung geführt. Der Gewinn nach Steuern stieg 2017 um 143 Prozent auf 3,33 Milliarden Euro, wie Vorstandschef Hans Dieter Pötsch bei der Vorlage der Bilanz mitteilte. Im laufenden Jahr wird ein Anstieg auf 3,4 Milliarden bis 4,4 Milliarden Euro angepeilt. Die Verwaltung der VW-Beteiligung ist die Kernaufgabe der Stuttgarter Finanzgesellschaft. Daneben beteiligt sie sich an Unternehmen aus dem Mobilitätsbereich. Zwischen den Führungsgremien beider Unternehmen gibt es auch enge personelle Verflechtungen. So ist nicht nur VW-Aufsichtsratschef Pötsch Vorstandschef der Holding, sondern auch VW-Chef Matthias Müller Mitglied des Vorstands der Stuttgarter Holding.

 

Der PS-Clan hält die Mehrheit der Stammaktion von VW

Über die Porsche Holding hält der PS-Clan der Porsches und Piëchs mit 52,2 Prozent die Mehrheit der Stammaktien von VW. Die VW-Beteiligung macht laut Pötsch mehr als 90 Prozent der Vermögenswerte der Porsche Holding aus. Deshalb folgen die Finanzkennzahlen und der Aktienkurs der Entwicklung von VW.

Bei VW hat sich der Konzerngewinn nach Steuern im vergangenen Jahr auf 11,6 Milliarden Euro verdoppelt, nachdem die wesentlichen finanziellen Folgen des Abgasskandals bewältigt sind. Die gute Entwicklung im vergangenen Jahr führt dazu, dass die Porsche Holding die Dividende für die Vorzugsaktionäre von 1,01 auf 1,76 Euro anheben wird. Die Dividende für die Stammaktionäre, also die Porsches und Piëchs, steigt für 2017 von 1,004 auf 1,754 Euro.

Die Holding will sich jetzt auch an Start-ups beteiligen

Die Nettoliquidität – also das Finanzpolster – der Porsche Holding ist im Laufe des vergangenen Jahres von 1,3 Milliarden auf 937 Millionen Euro zurückgegangen. Dies ist vor allem auf den Kauf der PTV Group zurückzuführen. Nach jahrelanger Suche nach einem lohnenden größeren Engagement war Porsche im vergangenen Herbst bei dem Karlsruher Unternehmen fündig geworden, das unter anderem Software für die Routenplanung von Transportunternehmen entwickelt sowie Städte bei der Verkehrsplanung unterstützt.

Die PTV-Übernahme hat auch dazu geführt, dass die Zahl der Mitarbeiter der Holding von 30 auf 823 gestiegen ist. Vor dem Kauf der Karlsruher hatte die Holding nur eine kleine Beteiligung in Höhe von rund zehn Prozent an dem US-Verkehrsdaten-Dienstleister Inrix. Im vergangenen November ist die Porsche Holding zudem mit kleineren Beteiligungen bei zwei jungen US-Unternehmen eingestiegen, die im Bereich des 3-D-Drucks tätig sind. Damit hat die Holding nach Angaben von Philipp von Hagen, der im Vorstand für das Management der Beteiligungen zuständig ist, ihr Blickfeld bei der Suche nach Beteiligungen erweitert.

Die Holding ist in viele Prozesse verstrickt

Neben etablierten Unternehmen prüfe man nun auch den Einstieg bei Start-ups. „Gerade diese jungen Unternehmen haben das Potenzial, die Mobilität und die industrielle Fertigung künftig massiv zu verändern“, sagte von Hagen. Als mögliche Felder für weitere Beteiligungen an Start-ups nannte der Porsche-Vorstand Sensoren für das autonome Fahren sowie die Batterietechnologie.

Neben der Suche nach zukunftsträchtigen Unternehmen muss sich die Holding allerdings auch mit Vergangenheitsbewältigung beschäftigen. Seit der 2009 spektakulär gescheiterten Übernahme von VW durch Porsche ist die Stuttgarter Holding in eine Vielzahl von juristischen Auseinandersetzungen verstrickt. Anleger sehen sich getäuscht. Vorstandschef Pötsch berichtete, dass das Unternehmen bisher alle Schadenersatzprozesse gewonnen habe. Ein Ende der Auseinandersetzungen ist allerdings noch lange nicht in Sicht. Vor dem Oberlandesgericht Celle läuft ein Musterverfahren, in dem mehrere Klagen gebündelt wurden. 40 Kläger verlangen 5,4 Milliarden Euro.

Weitere Klagen gibt es unter anderem, weil Anleger Porsche vorwerfen, zu spät über die finanziellen Folgen des Abgasskandals informiert zu haben. Insgesamt gibt es laut Pötsch 188 Verfahren vor dem Landgericht Stuttgart und fünf vor dem Landgericht Braunschweig. Gefordert wird ein Schadenersatz von rund 934 Millionen Euro. Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück. Zudem ermittelt auch die Stuttgarter Staatsanwaltschaft aus dem gleichen Grund gegen Pötsch, Müller und den früheren Holding-Chef Martin Winterkorn.