Nach ihren Siegen von 2015 und 2016 strebt Angelique Kerber beim Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart das Triple an. Doch die Konkurrenz unternimmt alles, um das zu verhindern.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Während sich Angelique Kerber nach Freilos in Runde eins auf dem schnellen Sandbelag von Stuttgart auf ihren ersten Einsatz beim Tennis-Grand-Prix am Donnerstag vorbereitet, liegt ihre größte Rivalin mit Babybauch im zweiteiligen Bikini im Liegestuhl am Strand und sendet eine emotionale Botschaft. „Mein liebstes Baby, du hast mir so viel Kraft gegeben. Ich bin glücklich, dir zu erzählen, dass ich die Nummer eins bin“, schreibt Serena Williams auf dem sozialen Netzwerk Instagram.

 

Am Montag hat die US-Amerikanerin die Spitzenposition wieder von Kerber übernommen – wird sie aber aufgrund der Schwangerschaft bald wieder abgeben müssen. Der errechnete Geburtstermin ihres Kindes liegt im September. Doch von einem Karriereende will die mit 23 Grand-Slam-Siegen erfolgreichste Tennisspielerin der Profigeschichte nichts wissen. „Ich kann es kaum erwarten“, schreibt die 35-jährige Serena Williams an ihr Kind, „dass du nächstes Jahr mitkommst in die Spielerbox.“

Schon mit zwei Siegen wäre Kerber wieder Weltranglistenerste

Bis es so weit ist, wird Angelique Kerber ohne die ärgste Rivalin zunächst relativ unbeschwert am Platz an der Sonne thronen. „Ich will mich gut fühlen, will starkes Tennis zeigen. Platz eins ist nicht so wichtig“, sagt die Deutsche, die in 2017 noch nicht in Tritt gekommen ist. Mit den beiden Grand-Slam-Erfolgen von Melbourne und New York aus ihrem starken Vorjahr hat die Sportlerin des Jahres in der Weltrangliste allerhand Punkte zu verteidigen. Dennoch gilt: Zieht Angelique Kerber in Stuttgart mindestens ins Halbfinale ein, wozu lediglich zwei Siege nötig sind, ist sie wieder spitze. 900 Punkte beträgt der Vorsprung der Kielerin (6925 Zähler) auf Karolina Pliskova (6020), die als Ranglistendritte auch die aussichtsreichste Kerber-Jägerin in der Porsche-Arena ist.

Karolina Pliskova hat ihren Vater nach Stuttgart mitgebracht

Es gibt nicht allzu viele Turniere, zu denen Karolina Pliskova aus Louny, ihrem Heimatstädtchen im Nordwesten Tschechiens, mit dem Auto anreisen kann. Eine kleinere Zahnoperation galt es noch zu überstehen, dann fuhr ihr Vater Radek die blonde Nummer drei der Weltrangliste nach Stuttgart. „Er ist für mich ein gutes Omen“, sagt Katarina Pliskova, 25, deren Zwillingsschwester Kristina ebenfalls Tennisspielerin ist: „Das letzte Mal, als mein Vater dabei war, habe ich in Doha das Turnier gewonnen.“

Selbst könnte die aufschlagsstarke, 1,86 Meter große Pliskova auch gar nicht fahren, sie hat nämlich noch keinen Führerschein. Die Hobby-Anglerin aus Tschechien ist durch ihr wuchtiges Spiel eher für Gras und Hartcourt-Plätze zu haben als für den sandigen Untergrund von Stuttgart, sagt aber: „Wir haben es hier immerhin mit einem ziemlich schnellen Sandplatz zu tun.“ Dass sie Angelique Kerber, der sie 2016 im Finale der US Open unterlag, in naher Zukunft als Nummer eins ablösen kann, das glaubt Karolina Pliskova nicht: „Ich möchte lieber bald meinen ersten Grand Slam gewinnen.“

Simona Halep scheut nicht die Konfrontation mit Maria Scharapowa

Man kann nicht behaupten, dass Simona Halep mit ihrer Meinung hinter dem Berg hält. „Ich kann nicht unterstützen, was der Turnierdirektor entschieden hat“, sagt die Rumänin zum Comeback von Maria Scharapowa an diesem Mittwoch in Stuttgart. Grundsätzlich sei eine Rückkehr gut. „Maria hat für ihren Fehler bezahlt.“ Allerdings, so Halep, sei der Zeitpunkt zweifelhaft, weil der Tennis-Grand-Prix ja am Montag begonnen habe. An einem Tag also, an dem Scharapowa noch gesperrt war.

Auf dem Court blickt die 1,65 Meter kleine Simona Halep, 25, die in ihrer Heimat eine Volksheldin ist, auf ein bisher durchwachsenes Jahr zurück. Bei den Australian Open kam das Aus bereits in der ersten Runde, zuletzt aber konnte Halep im Fed-Cup-Duell gegen Großbritannien zwei Siege für sich verbuchen. In dem Energiebündel aus Constanta am Schwarzen Meer sieht nicht nur ihr Landsmann, der ehemalige Boris-Becker-Manager Ion Tiriac, das Potenzial einer Nummer eins. Doch den Beweis hierfür ist Simona Halep bisher schuldig geblieben.

Garbine Muguruza ist eine Liebhaberin der schwäbischen Küche

Es gibt eigentlich kaum eine Gelegenheit, bei der Garbine Muguruza abseits des Tennisplatzes nicht über das ganze Gesicht strahlt. Die Tochter einer Venezolanerin und eines Spaniers, die in Genf lebt, ist das, was man einen Sonnenschein nennt. Und eine Liebhaberin der schwäbischen Küche ist die 23-jährige Nummer sechs der Tennisweltrangliste offenbar auch. Nach dem Turnier von Miami, wo sie im Achtelfinale verletzt aufgeben musste, hat Muguruza eine kleine Trainingspause eingelegt – und reiste rechtzeitig nach Stuttgart an.

Also blieb ihr noch Zeit, neben einem Bummel über das Frühlingsfest auf dem Cannstatter Wasen („Ich liebe die deutsche Bratwurst!“) auch im Restaurant Stäffele am Feuersee vorbeizuschauen. Das ist bekannt für Deftiges wie Maultaschen, Krautspätzle, Bubenspitzle oder Rostbraten. Muguruza ließ sich im Stäffele den Rest einpacken. Die French-Open-Siegerin von 2016 ist also gestärkt fürs Tennis und ihren Kampf mit der spanischen Presse: „Sie verlangen so viel von mir. Dabei ist es doch schon hart genug, in den Top Ten zu sein.“