Die Porsches und Piëchs haben bei der Porsche Holding wieder alleine das Sagen. Sie haben die Anteile von dem 2009 eingestiegenen Miteigner Katar zurückgekauft.

Stuttgart - Das Intermezzo ist vorbei: Vier Jahre nach dem Einstieg des Emirats Katar mit einem Anteil von zehn Prozent bei der Porsche Holding haben die Familien Porsche und Piëch diese Anteile jetzt zurückgekauft. Alle stimmberechtigten Stammaktien sind nun wieder im Besitz der Porsches und Piëchs; das Porsche-Kapital ist zu gleichen Teilen in Stamm- und Vorzugsaktien aufgeteilt. Wolfgang Porsche, Aufsichtsratsvorsitzender der Holding, sprach von der „Wiedervereinigung aller Stammaktien in den Händen der Familien Porsche und Piëch“.

 

Katar bleibt drittgrößter VW-Gesellschafter

Einzelheiten über die Transaktion wurden nicht mitgeteilt. Katar hatte sich 2009 sowohl bei Porsche als auch bei Volkswagen engagiert; damals wurde die Verschmelzung der beiden Unternehmen beschlossen, nachdem der Versuch der Porsche Holding gescheitert war, VW zu übernehmen. VW und Porsche bilden mittlerweile einen integrierten Konzern, aber aus der geplanten Verschmelzung ist aus rechtlichen Gründen nichts geworden. Somit hielt Katar neben der Beteiligung an Volkswagen (17 Prozent an den Stammaktien) zusätzlich zehn Prozent am VW-Mehrheitsgesellschafter Porsche Holding. Die Araber betrachten den Verkauf der Porsche-Anteile nicht als Distanzierung von ihrem Engagement in Deutschland, sondern schreiben ausdrücklich, dass es bei der 17-Prozent-Beteiligung an VW bleibe. Dies hatte Katar erst vor wenigen Tagen auch durch die Zusage zum Ausdruck gebracht, bei VW einen Teil der Wandelanleihe-Emission von insgesamt 1,2 Milliarden Euro zu zeichnen. Katar ist der drittgrößte VW-Aktionär nach der Porsche Holding und dem Land Niedersachsen. Wolfgang Porsche sagte, er freue sich auf die Fortsetzung der Zusammenarbeit.

Milliarden für das Autohandelshaus

Wie viel Geld die Familien Porsche und Piëch für den Rückkauf aufbringen müssen, wird nicht mitgeteilt. Auch beim Einstieg von Katar war der Preis offen geblieben; damals hatte das Emirat Porsche zusätzlich noch Optionen auf den Erwerb von VW-Aktien abgekauft. An der Börse sind nur die Vorzugsaktien von Porsche notiert, nicht die Stammaktien, für die es somit keinen Kurs gibt. Immerhin einen gewissen Hinweis geben die Unternehmenswerte, die 2009 diskutiert wurden. Für den Sportwagenhersteller Porsche AG, der damals noch vollständig der Holding gehörte, setzten Volkswagen und Porsche einen Wert von 12,4 Milliarden Euro an. Die Familien Porsche und Piëch haben im Zuge der Porsche-VW-Allianz ihr Autohandelshaus in Salzburg/Österreich für 3,55 Milliarden Euro in den Verbund eingebracht. Auch unter Abzug der 2,25 Milliarden Euro, die für die Beteiligung an einer Porsche-Kapitalbeteiligung aufgebracht wurden, sind noch Mittel übrig geblieben, die jetzt für den Rückkauf eingesetzt werden konnten.

Der Rückzugs Katars bei der Holding, die die Mehrheit an Volkswagen hält, wird voraussichtlich auch Änderungen im zwölfköpfigen Aufsichtsrat nach sich ziehen. Einer der sechs Vertreter der Kapitalseite ist Scheich Jassim Bin Abdulaziz Bin Jassim al-Thani. Einziges weiteres familienfremdes Mitglied ist gegenwärtig noch der frühere Henkel-Chef Ulrich Lehner, der aber aufhören will, da er zum 1. April Aufsichtsratsvorsitzender von Thyssen-Krupp geworden ist. Die weiteren vier Sitze haben die Familienmitglieder Wolfgang und Ferdinand Oliver Porsche sowie Ferdinand und Hans Michel Piëch inne. Im Zuge eines Revirements könnte die Familie ihren Einfluss auf Europas größten Automobilhersteller weiter stärken.

Die Börse reagiert positiv

Die Porsche Holding ist in viele Rechtsstreitigkeiten verwickelt, weil sich Anleger durch das Vorgehen von Porsche bei dem Versuch der VW-Übernahme getäuscht sehen. Da diese Risiken nicht auf VW und die VW-Aktionäre übertragen werden sollten, verschwand der Verschmelzungsplan in der Schublade. Stattdessen übernahm im Juli vorigen Jahres Volkswagen komplett das Fahrzeuggeschäft von Porsche; hieran ist die Holding also seitdem nicht mehr direkt beteiligt. Die Holding ist milliardenschweren Schadenersatzklagen von Investoren ausgesetzt. Die Dachgesellschaft hält die Vorwürfe zwar sämtlich für unbegründet, kann aber wegen möglicher Zahlungen im Fall von Niederlagen vor Gericht nicht wie geplant in neue Geschäftsfelder investieren. Das hat in der Vergangenheit den Aktienkurs belastet. Die im Dax notierten VW-Vorzugsaktien gehörten am Montag zu den Gewinnern im Handel. Das Papier legte bis Börsenschluss um knapp zwei Prozent zu. Auch die Aktie der Porsche Holding konnte einen leichten Gewinn verbuchen.