Damit 2019 am Standort Zuffenhausen der erste Elektroporsche vom Band rollen kann, werden neue Gebäude gebaut und bestehende Produktionsnalagen erweitert. Bei einem Infoabend sind Anwohner über den aktuellen Stand in Kenntnis gesetzt und konnten sagen, wo sie der Schuh drückt.

Zuffenhausen - Mission E – so lautet das Zauberwort bei der Firma Porsche. Kommendes Jahr möchte der Sportwagenbauer in Zuffenhausen mit der Produktion eines 600 PS starken Elektroautos beginnen. Um den ambitionierten Zeitplan einzuhalten, gibt die Firma mächtig Gas: Zahlreiche neue Gebäude müssen errichtet und bestehende Produktionsanlagen ausgebaut werden. 3000 bis 4000 Arbeiter sind am Standort im Einsatz, oftmals auch nachts. Bei einem Infoabend sind die Anwohner über den aktuellen Stand der Bauarbeiten informiert worden und konnten sagen, wo sie der Schuh drückt. Vor allem die Lärm- und Parkplatzproblematik macht vielen zu schaffen.

 

„Langsam geht das ins Unzumutbare“, sagte ein Anwohner aus Neuwirtshaus und bekam dafür viel Applaus aus Reihen der rund 500 Besucher, die am Dienstagabend ins Porsche-Museum gekommen waren. Die ständige Nachtarbeit sei kaum mehr zu ertragen, selbst über Ostern seien Arbeiter und Baumaschinen am Werk gewesen. Jürgen King, der Leiter des Baumanagements, konnte den geplagten Bürgern kurzfristig wenig Hoffnung machen: Es werde weitere Nachtarbeiten geben, und zwar bis zum Mai 2019. Anders gehe es einfach nicht, alle Arbeiten seien angemeldet und genehmigt. King erläuterte, dass die meisten Baumaßnahmen spätestens bis zum dritten Quartal 2019 beendet sein müssten, damit die Produktion des Elektro-Porsches rechtzeitig beginnen könne.

Nicht nur der Baulärm selbst, auch die Schallreflexionen von Straßen- und Bahnverkehr durch neue Gebäude rauben vielen Anwohnern die Ruhe. „Wir hören den Zug schon zehn Minuten, bevor er kommt“, sagte ein Bewohner des Gebiets Elbelen. Auch die Geräusche des neu gebauten Förderbandes seien störend. King kündigte an, den Sachverhalt zu prüfen, sein Kollege Manfred Klima erläuterte, 200 bis 300 Meter des Förderbandes seien extra als Schallschutz zu den Produktionsgebäuden ausgelegt, ein vorab erstelltes Gutachten belege die Wirksamkeit. Was aber wirklich Sache sei, stelle sich erst nach Ende der Bauarbeiten heraus.

1000 zusätzliche Stellplätze sollen Abhilfe schaffen

Der zweite große Themenbereich war das wilde Parken und der Verkehr. „Strohgäustraße und Schützenbühlstraße sind ständig von Speditionslastwagen zugestellt“, beklagte eine Anwohnerin. Der Radweg sei praktisch nicht mehr zu nutzen. Das brachte Uwe Hück, den Gesamtbetriebsratsvorsitzenden von Porsche, auf die Palme: „Wir dürfen die Lkw gar nicht erst reinlassen, sondern bräuchten einen Parkplatz direkt an der Autobahn, von wo wir die Laster dann abrufen“. Speditionen, die nicht parierten, bekämen keine Aufträge mehr. Albrecht Reimold, der Vorstand für Produktion und Logistik, kündigte an, die Schwerpunkte zu dokumentieren und die Probleme abzuarbeiten.

Der Geschäftsführer eines Betriebes an der Strohgäustraße beklagte sich über die zahlreichen Container, die dort auf den Parkplätzen in Fahrbahnmitte aufgestellt wurden: „Die Straße ist nun noch enger, meine Mitarbeiter finden keine Parkplätze mehr.“ Er habe extra Flächen anmieten müssen, was seiner Firma Zusatzkosten verursache. Auch hier konnte Jürgen King kurzfristig keine Verbesserung in Aussicht stellen, ganz im Gegenteil: Die Container sollen bis Mitte 2019 dort bleiben, es würden sogar noch mehr hinzukommen. Man brauche sie als Verpflegungs- und Aufenthaltsräume für Bauarbeiter. Dass Mitarbeiter der Baufirmen ihre Autos dort in der Nähe abstellen, sei hingegen nicht in Ordnung. Für sie habe Porsche extra Parkflächen in Korntal-Münchingen angemietet und einen Shuttleservice nach Zuffenhausen eingerichtet.

Auch Porsche-Mitarbeiter halten sich nicht an die Regeln und stellen ihre Autos vor Hofeinfahrten, auf Sperrflächen oder anderswo ab. „Die Otto-Dürr-Straße ist immer zugeparkt“, sagte ein Herr aus Neuwirtshaus, mit dem Fahrrad komme man dort nicht durch. Uwe Hück hatte zuvor betont, dass zwei Prozent der Porsche-Mitarbeiter sich einfach nicht an die Regeln halten wollten. Man tue alles, um sie zur Räson zu bringen. Falls nicht, dann würde man zu drastischen Maßnahmen greifen: „Entweder sie werden anständig, oder sie gehen.“ Dass sich die Situation künftig verbessert, hofft Jürgen King. 2019 solle ein neues Parkhaus auf dem Gewann Rücken in Betrieb gehen, ein Jahr später ein Parkhaus beim Werk 5. So würden rund 1000 neue Stellplätze entstehen. Zudem, das erläuterte Albrecht Reimold, biete Porsche seinen Mitarbeitern Mitfahr-Apps und VVS-Firmentickets. Momentan sind gut 10 000 Leute am Standort Zuffenhausen beschäftigt, durch die Mission E werden weitere 1200 Arbeitsplätze geschaffen.

„Unser Ziel ist eine klimaneutrale Produktion“, erklärte Albrecht Reimold. Er sagte, er könne die Anliegen der Anwohner gut verstehen, wünsche sich aber auch deren Verständnis: „Es geht nur gemeinsam, mit Bremsen wurde noch kein Rennen gewonnen.“ Uwe Hück kündigte für das Jahr 2018 eine „Kehrwoche“ an, bei der auch Vorstandsmitglieder für Sauberkeit sorgen sollen. Der Betriebsratsvorsitzende zeigte großes Verständnis für die Beschwerden der Bürger: „Wir haben verstanden und geben unser Bestes.“